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Das Motto ab 2015: That was the month that was |
Nummer 8 August 2015 |
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Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Hat Bert Brecht in seinem Gedicht "An die Nachgeborenen" geschrieben.
1938. Was würde er heute schreiben?
Kann man, was damals diese Zeilen ausgelöst hat, noch steigern? 77 Jahre später sitze ich an einem strahlend-schönen August-Sommersonntag in einem Café im Freien und lese la Repubblica. Eine seriöse italienische Tageszeitung. Sie wird heute zu einem Revolverblatt. Vom Titelblatt bis Seite 21 nur Katastrophen, Horrorszenarien, Skandale, Attentate (ein paar dieser Themen sind unten detaillierter behandelt). Die Fragen, die ich mir stelle: Ist heute nicht nur das Gespräch über Bäume ein Verbrechen/ weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt, sondern auch mein gelassenes Verweilen hier im Café, weil es die Zeit mir nimmt, in der ich etwas tun könnte? Aber was? Was tun? Gibt es Verursacher für all das, was sich abspielt zurzeit? Gibt es Schuldige? Ja, denke ich, die gibt es: die Spitzen unserer Gesellschaften, die Quandts, die Kirchs, die Bankenmanager, um nur ein paar zu nennen; dann die Politiker, die Merkels, Schäubles, die Hollandes, die Camerons, die Renzis usw.usw; ein erheblicher Teil der ach so freien Presse, die sich selbst in Stromlinienform bringt, die ARDs, ZDFs, die ZEITs, die SZs und die vielen anderen in Deutschland, Europa, der Welt. Und so viele speichelleckenden Denker, Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler, Publizisten, Professoren. Was tun also? Alle erschießen? Kaum zu schaffen, angesichts der großen Zahl. Und hülfe ja nur kurze Zeit. Neue dieser (Un-)Art würden nachwachsen. Außerdem begibt man sich damit auf die gleiche Stufe von Brutalität und Gewalt wie die zu Erschießenden. Also: die Grundlagen bekämpfen. Attackieren ohne falsche Scham und unnötige Rücksichten. Attackieren mit Widerlegungen der Thesen wie "Es gibt keine Alternative" und "marktkonforme Demokratie" oder die "selbstregulierenden, stets das Gute schaffenden freien Märkte". Angreifen mit beißendem Spott, gnadenloser Satire, in der Hoffnung...- tja, in welcher Hoffnung? Resigniert zahle ich und gehe. Und dann lese ich am Tag darauf in der Regionalzeitung Corriere Adriatico(die ebenfalls zum Revolverblatt wird, nur eben auf regionaler Ebene mit Berichten von Raubüberfällen, Vergewaltigungen, Einbrüchen, Lokal-Korruption). Und dann finde ich auf der vorletzten Seite die Mitteilung, dass der Wissenschaftler Benjamin Blencow von der Universität Toronto das Protein BTBP1 entdeckt hat, das uns Menschen intelligenter macht als alle anderen Säugetiere. Echt??? Ich glaube, das ist eher genau umgekehrt: alle anderen Säugetiere sind intelligenter als die Menschen. Was für ein Protein dafür verantwortlich ist, ist eigentlich wurscht. |
Im Anhang - weil es so genial die Lage wiedergibt, in der wir uns, die gegenwärtige Welt betrachtend, befinden: Franz Kafka: Auf der Galerie |
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Italien
Und
da finde ich schon wieder so eine dieser blöden Übertreibungen, wie sie
Naomi Klein in der Einleitung ihres aktuellen Buches "Kapitalismus vs.
Klima"
sicherlich sofort aufnehmen und uns mit anklagendem Zeigefinger um die Ohren hauen würde! Da hat es in Florenz geregnet. Ist ja auch ganz normal, selbst im Hoch- sommer, oder? Wieso soll das irgendwas mit dem vielphantasierten sogenannten Klimawandel zu tun haben? Bloß weil der Wind ein bisschen stärker war als sonst? Mein Gott - 150 km/Stunde, na und? Bitte? 330 Bäume sofort kaputt? Die werden halt alt und morsch gewesen sein. Wer gesund ist, überlebt. Überschwemmungen. Millionenschäden. Und dazu in der Zeitung eine Statistik zur Erderwärmung in den letzten Jahrhunderten. Gejammer. Statt dass die Leute froh sind, wenn die Heizkosten sinken! Und war das nicht toll, dass dieser Sommer nicht nur in Italien, sondern z.T. auch in der BRD der heißeste war, seit es die Klimadatenerhebung gibt? Na also! |
3. August | ||||
Deutschland
Oh,
welch große deutsche Tage! Am 11. August zeigt die deutsche
Presse wiede einmal, wie schön es in Deutschland einig Medienland
ist: überregionale wie
Dorfzeitungen überschlagen sich in der oft fast wortgleichen
Jubelberichterstattung über Verteidigungsministerin von der Leyen
und ihren Ritt über den Bodens... äh, nein: den Parcour in Aachen.
Weniger
Aufmerksamkeit findet ihr Ritt über den Boden des
Bürgerkriegslandes Ukraine. 2.100 Soldaten haben kürzlich an
dem Manöver Noble Jump in Polen teilgenommen, darunter 350 Jungs
aus der Bundeswehr, mit passenden Fahrzeugen zur Demonstration einer
"Speerspitze" gegen Russland. Wie aus gewöhnlich
nichtinformierten Kreisen verlautet, wird Frau von der Leyen beim
nächsten NATO-Manöver in Uniform teilnehmen. Hoch zu Panzerund in der
hübschen, kleidsamen Uniform, die sie in Aachen getragen hat. Wir
freuen uns und gratulieren schon jetzt!
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11. und 13. August |
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Mittelmeer - und das immer drängender werdende Flüchtlingsproblem
Immer deutlicher entlarvt sich der Papst als das, was Matteo Salvini, der neue Boss der rechtsradikalen italienischen Lega Nord, über Nunzio Galantino zu verbreiten geruhte: dieser Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz habe mit seinen klaren Aussagen zum Thema Flüchtlinge gezeigt, dass er "più sinistra di Rifondazione comunista" sei; also linksradikaler als die Reste der einstigen großen kommunistischen Partei des Landes. Und der Papst? Der hat doch die Stirn, von einem "Krieg gegen die Migranten" zu faseln! Überhaupt: das, was die deutsche Kanzlerin nach langem vielsagendem Schweigen dann zunächst als "absolut unannehmbar" verniedlicht hat, ruft nicht nur in vielen Ländern Europas, sondern auch sonst in der deutschen Politikerkaste zu über die Maßen kluge Ratschläge hervor: - der Herr Kretzschmann rät dazu, die Zahl der "sicheren Drittländer" zu erhöhen (in die Asylbewerber ganz problemlos zurückgejagt werden können). Genau: am besten die ganze Welt zu sicheren Drittländern zu erklären (mit Ausnahme vielleicht der Ukraine) - das wäre doch DIE Lösung des Problems! - Oder die Idee des Herrn de Maiziere, auch jenen Ausländern, die monatelang auch nur auf eine Antwort auf ihren Asylantrag warten, das "Taschengeld" zu kürzen. Wunderbar! So kriegt man doch auch ungezogene Kinder dazu, sich anständig zu benehmen. - Der Herr Schäuble meint, auch das Flüchtlingsproblem sei im Grunde Schuld der griechischen Tsipras-Regierung. Wo diese Aussage zu finden ist? Äh, ich glaube, sie ist noch gar nicht veröffentlicht, das kommt aber sicher bald. So sicher wie die Drittländer. Man sieht: es handelt sich um ein brennendes Problem. Darauf machen besorgte Rechtsradikale und hasserfüllte normale Bürgerfamilien sehr bildhaft aufmerksam. Es zeigt sich auch schön dabei, dass zusammenwächst, was zusammengehört: da sind sich die so richtig deutschen Menschen in Ost und West einfach einig, weil es doch um das Vaterland geht und um den Frieden in den Dörfern und um die drohende Gefahr, dass diese... diese weiß der Geier woher ge- und verkommenen Gestalten sämtliche Frauen in weitem Umkreis vergewaltigen und dem ordentlich gekämmten Bürger das letzte Haar vom Kopf fressen. Und unsere Ordnungshüter gehen da auch erfreulich behutsam vor. Bei Ereignissen wie den hier unten gezeigten vermuten sie messerscharf, es könnte sich um einen Brandanschlag handeln. Obwohl natürlich solche Häuser, in denen Migranten untergebracht werden sollen, vor lauter Entsetzen von selbst anfangen zu brennen. Eine vorschnelle Vorverurteilung irgendwelcher Menschen, die ganz einfach eine andere politische Auffassung haben als zum Beispiel diese ganzen Linksradikalen, das wäre doch - da hat die Kanzlerin ganz recht - absolut inakzeptabel. Ganz so neu wie manche meinen ist das alles allerdings nicht. "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen!" sind Sprüche, die manch einer noch auf leicht verstaubten Plakaten zuhause herumliegen hat. Kann man sich doch sparen, neue zu verfertigen, oder? Außerdem: die Erfolge geben den sich so heiß engagierenden Demonstranten ja Recht! 51 Flüchtlinge, die nach Heidenau verlegt werden sollten, haben dankend abgelehnt. Sie haben eingesehen, dass in diesem schönen kleinen Städtchen die Menschen von ihrem Recht auf Meinungsäußerung Gebrauch gemacht und dies auch mit klaren Parolen und mit heißem Nachdruck klar gemacht haben. Im Lauf des Monats kommen dann immer neue Meldungen und Bilder, die schließlich dann doch auch Angela Merkel dazu bringen, nicht weiterhin aus Angst vor dem Verlust rechter Wählerstimmen zu schweigen, sondern mal was zu sagen - (bemerkenswerterweise nach einem Internet-Aufruf, der sie genau hierzu aufgefordert hatte). Und siehe da: schon wieder ist sie Angela die Große. Verblüfft berichtet Ende des Monats la Repubblica, dass nach der Frau "mit dem Stahlhelm auf dem Kopf, im Stil von Bismarck", sie jetzt "mit weichem Herzen" daherkommt. Und verspricht, 800.000 Flüchtlinge aus Syrien in Deutschland aufzunehmen. Aber wieso nur aus Syrien? Steckt da außer Mitgefühl vielleicht noch das eine oder andere Motiv dahinter? Fehlende Arbeitskräfte etwa? Oder der drastische Geburtenrückgang? Wir sind gespannt. Wir werden sehen - ob auch Taten folgen, nach den schönen Worten, die einem oder einer ja doch ziemlich leicht von der Lippe rutschen.
Und dazu haben wir eine ganz wunderbare Entdeckung gemacht! Es gibt
nämlich - und das können sich alle in der Politik
Tätigen kostenlos liefern lassen - eine sehr hilfreiche Schöpfung der vereinigten Think Tanks (Denkende Tanker),
nämlich
Das Kommentare-Schränkchen
Übrigens:
ich will mir auch so ein schönes Möbelstück besorgen.
Eine erste Grundausstattung hätte ich schon - eine Bewertung von
Politiker/innen. Das wäre dann bei "Leicht": geht so; bei
"Mittel": geht hoffentlich sehr bald weg; bei "Schwer": geht mir auf
den Sack.
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8. August... ...und jeden Tag aufs Neue den ganzen Monat über (und noch kein Ende abzusehen) |
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BRDDR und Europa
Der Gedenktag an den Bau der Mauer in Berlin im August 1961 inspiriert offenbar zu kongenialen Aktionen. Ungarn errichtet - wie passend! - eine Stacheldrahtmauer an seiner Grenze. Schäuble und Merkel (die ja wohl noch weiß, wie sowas gemacht wird) errichten eine politisch-ideologisch Mauer zwischen Europa und Griechenland. Und auch Frankreich und etwas später England schotten sich ab. |
13. August | ||||
Volks(haha)Republik China Wie Recht hatte doch der brave schwäbische Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger mit seinem hochdramatischen Satz: "Ich sage nur China, China, China!" Wieder einmal hat dieses riesige Land bewiesen, wie gut es seine Lektionen auf dem Weg in die kapitalistische Staatengemeinschaft gelernt hat. Mit der überraschenden Abwertung des Yuan löst es Turbulenzen an den Börsen weltweit aus. Im Lauf des Monats beruhigt sich die Lage wieder (oder wird nur nicht mehr darüber berichtet?). Freuen wir uns darauf, dass wir beim nächsten Crash dann mit unseren Steuergeldern auch mal chinesische Banken retten dürfen! Ein weiteres Brecht-Zitat, leicht abgewandelt für unsere Gegenwart: "Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Rettung einer Bank..." |
Mitte August | ||||
...und noch einmal BRDDR Ein weiteres Mal Grund zur Freude für alle - schon bisher gehörte das Land in ganz vielen Bereichen zur Spitze in der Welt, zumindest in Europa. Und auch hier ist dies der Fall: la Repubblica veröffentlichte diese Grafik, in der die Unterschiede in der Bezahlung von Frauen und Männern aufgelistet sind. Nur knapp muss sich die Bundesrepublik geschlagen geben - von unserem lieben Nachbarn Österreich. Im Klartext: Frauen bekommen bei uns 22,4 % weniger Geld als ihre männlichen Kollegen im gleichen Job und für die gleiche Arbeit. |
26. August | ||||
Eigentlich
sollte der August ja ein Monat der Ruhe, der Erholung und des Friedens
sein. War dieser August 2015 aber nicht. Auch frühere Auguste
nicht. Es gäbe noch manch Berichtenswerte. Aber es ist nicht genug Platz und Zeit dafür. Das sehen auch unsere Medien so. Die Flüchtlinge/Migranten/Asyl- suchenden haben Griechenland/Tsipras/Varoufakis/Schäuble als Top-Thema abgelöst. Aber keine Sorge, liebe Leserin, lieber Leser: die nächste Sau wartet bereits ungeduldig darauf, durchs europäische Dorf geschrieben zu werden. Was aber natürlich nicht heißt, dass die Probleme gelöst wären, die zuvor rauf und runter und vor und zurück und hin und her gehechelt wurden. Wir werden bloß nicht mehr von den Medien damit belästigt. Ist doch sehr nett, oder etwa nicht? Wenn nicht die nächste Sau auf dem Dorfplatz, dann ist es doch sicher irgendwann nächstes Jahr die Sau namens Donald Duck... äh, nein, nein: Donald Trump. Auf den freuen wir uns doch heute schon. Nach dem unglaublich revolutionären Barack Obama, dann also der so unglaublich witzige, bescheidene, zurückhaltend abwägende Milliardär. Wie wird er wohl der US-amerikanischen Rest-Demokratie den letzten kleine Schubser in Richtung endgültigen Exitus geben? Und hat er vielleicht schon einen weiteren kleinen, putzigen Angriffskrieg im Köcher? Gegen Russland vielleicht? Da gibt es doch auch eine schöne Menge Erdöl. Wenn er denn gewählt wird (was nach zwei Mal George W. Bush nicht auszuschließen ist), dann ist das zumindest ein weiteres schönes Beispiel für eine Transdemokratie. Wenn nämlich die Millionäre, Milliardäre, Konzernherren und Bankenchefs nicht erst umständlich und mit viel unnötig investiertem Zaster für eine Politik in ihrem Sinn sorgen müssen; sondern wenn gleich einer der Irren... sorry: einer der Ihren selbst Regierungschef wird. Wir warten mit heiterer Spannung! |
Ende August | ||||
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Schnipsel:
_______________________________________________________________________________________________________________________________________ IMPRESSUM: Ersteller: Ekkes Frank Strada Fosso di Ripe 16 * I-60013 Corinaldo (AN) * T.+39 071 7976232 e-mail: ekkes@ekkes.de PS: Wer den neuen Transdemokrat abbestellen will - eine kurze Email an transdemokrat@ekkes de genügt! Das gilt auch umgekehrt:: wenn jemand jemanden kennt, den er in den Verteiler aufgenommen sehen möchte. |
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Casa Adagio Entspannung Ästhetik Genuss Alle Informationen unter www.casa-adagio.de Auf Wiederlesen mit der Ausgabe 9-2015 vom September! |