Ihr Fellow-Traveller bei der Reise durch die schöne neue Welt...

Anfragen, Anregungen, Kritik, Lob erreichen uns unter:
capo@der-transdemokrat.de

Und hier geht's zum Archiv

DER
TRANSDEMOKRAT
Nummer 86

"Ich weiß es schon, sag es aber nicht"
(Gerhard Schröder, Kleikaz, auf alle derzeit an ihn gestellten Fragen)
 6. Februar 2004 
Ungeschützt - Unzensiert - Unzivilisiert
IMPRESSUM: 
Ersteller: 
Ekkes Frank * Hamburgerstr.2-4 * 50668 Köln * Tel. 0221-139 4801 
e-mail: ekkes@ekkes.de
Zur Homepage hier klicken: http://www.ekkes.de
DER TRANSDEMOKRAT erscheint unregelmässig. Unverlangt zugesandte e-mails oder sonstige Manuskripte sind nicht dagegen geschützt, im TRANSDEMOKRAT zitiert zu werden
Übernahme von TRANSDEMOKRAT oder von Teilen daraus zu nicht privaten Zwecken bedürfen der Genehmigung
Copyright für alle Beiträge: Ekkes Frank -
Der Bezug ist kostenlos. Wir bemühen uns um eine (zumindest Teil-)Finanzierung, z.B. durch Werbung. Wir sind dankbar für jeden Hinweis auf mögliche Inserenten.
Und natürlich auch für sonstige Unterstützung - am besten auf das
Spenden-Konto: SEB Köln, Nr. 22 5151 9500 - BLZ 37010111
Inhalt:
Editorial
The Global Play
Massenverwirrungswaffen entdeckt! / Schröder ins Weiße Haus / Neue SPD-Spitze Berlusconi-Meldungen
Aus der Welt der Talkshows
Neues vom Stoiberhauptmann
Die Garanten der Freiheit
Tritt in den Hintern 1 / Tritt in den Hindern 2 /Irritation: Gehälter gestiegen
Schnipsel
Gleichzeitig älter und dümmer: SPD / Struck über die Begründung der Wehrpflicht / Bradley geht in Rente
Persönliche Anmerkungen
Notizen (5): Verwirrendes 
 Wenn jemand Bücher sucht oder CD's oder DVDs... In Partnerschaft mit Amazon.de...einfach anklicken!
Editorial

Verwirrungen

Eigenartig - so eine Art Martin-Luther-Gefühl: als ob die Welt zwar nicht voller Teufel wär, wohl aber voller Ungereimtheiten, seltsamer Verirrungen, Verwirrungen, Täuschungen und Selbsttäuschungen. Man liest die Zeitung, sieht fern, hört Radio und denkt immer wieder: das kann doch nicht sein! Da stimmt doch was nicht! Oft genug muss man dann erkennen: Doch, das stimmt. Jawohl, das ist so. Aber es gibt auch immer wieder Augenblicke, wo einem plötzlich klar wird, was eigentlich los ist, wer wirklich dahinter steckt oder warum sonst etwas eben nicht stimmt.
In dieser Ausgabe hat Der TransDemokrat wieder einmal eine Reihe von Beispielen für beide Variationen gesammelt, auf allen Ebenen, das fängt beim "Global Play" an und setzt sich fort bis zu dem letzten "Schnipsel" Und selbst die "Notizen" stehen unter dieser Überschrift.
Und dann ist auf einmal die Beschaulichkeit vorbei: die Ereignisse überschlagen sich (s.u. "SPD wechselt Spitze aus"). Da gibt es natürlich ganz viel Arbeit - als Berater der SPD. Deshalb geht diese Ausgabe jetzt gleich und ein bisschen in Hektik raus. Schließlich wartet eine große deutsche Volkspartei (derzeit 24 %, also doch schon fast ein Viertel der WählerInnen hinter sich!) auf die transdemokratischen Eingebungen! Sorry, das geht einfach vor! Aber wir melden uns wieder, fest versprochen!

Bis dahin voll im Beratervertragserfüllungspflichtstress:

Der TransDemokrat

The Global Play
(früher: Außenpolitik)

Also doch: Massenverwirrungswaffen entdeckt! Und sie sind schon in den USA!!!

George W. Bush und Tony Blair (neue englische Schreibweise: B-Liar) setzen in ihrer Verzweiflung Untersuchungsausschüsse ein; der arme Colin Powell denkt öffentlich darüber nach, ob er womöglich vor einem Jahr die Welt für blöd erklärt hat (hat er); Spezialisten, die seit ewigen Zeiten vergeblich danach gesucht haben, reichen achselzuckend ihre Demission ein; die alten Europäer, die nie an deren Existenz geglaubt haben, reiben sich verblüfft die tränenden Augen - denn:
ES GIBT SIE DOCH! ES GIBT SIE WIRKLICH! SEIT ENDE LETZTER WOCHE IST ES BEWIESEN; SOGAR MIT BILD (s.o.)! 
UND SIE SIND SCHARF: NOCH NIE WAREN DIE USA SO GEFÄHRDET WIE ZUR ZEIT! WENN DIESE WAFFEN VERBREITET UND DANN AUCH NOCH GEZÜNDET WERDEN, SIND SÄMTLICHE WESTLICHEN WERTE DER GANZEN FREIEN WELT AM ARSCH!!!! 
(davon gibt es derzeit noch keine Bilder, wir zeigen auch die, sobald wir sie haben)

Seltsam! Verwirrend! Davon wussten wir ja gar nichts! Seit wann nimmt auch der Kleikaz an den Primaries teil? Hat er vielleicht vor Jahren auch schon an den Gittern in Washington gerüttelt wie seinerzeit in Bonn?
Und weitere Ungereimtheit - liebe Süddeutsche Zeitung: müsste die Meldung nicht unter der Rubrik AUSLAND stehen? Oder ist etwas mit der BRD geschehen, was wir auch noch nicht wissen - z. B. der jüngste Teilstaat der USA geworden? Wir bitten um Aufklärung!!
Die Ereignisse überschlagen sich!!! Kaum hatte DER TRANSDEMOKRAT  dies (s.o.) gemeldet, ging folgendes über die Ticker:

SPD wechselt Spitze aus   
  
Bundeskanzler Gerhard Schröder hat seinen Rücktritt als SPD-Vorsitzender bekannt gegeben. Der Posten soll nach seinem Willen von Fraktionschef Franz Müntefering übernommen werden. Einen entsprechenden Vorschlag will Schröder dem Parteivorstand unterbreiten, der morgen zusammen kommen soll. Ende März solle Müntefering dann auf einem Sonderparteitag gewählt werden.

Also haben wir doch richtig kombiniert!!! Schröder wird Bush!


Bundeskanzler Schröder (re.) schlägt Franz Müntefering als seinen Nachfolger für den SPD-Vorsitz vor.  
 
 
Aber weiter geht das Rätseln:
Nein, nicht so sehr die Tatsache,
dass der Prozess wirklich 
fortgesetzt werden soll (obwohl damit auch
in Italien die Acker-Männer, die
wirklich Erfolg haben, verfolgt
werden). Nein, irritierend ist an
diesem Bericht der letzte Satz.
"Ihm" droht Haft? Wem? 
Berlusconi?
Dem Lebensmittelkonzern?
Dem Rivalen?
Und vor allem: ist das angegebene
Strafmaß eine italienische
Besonderheit, oder soll das 
demnächst womöglich Europanorm
werden???
Auch hier bitten wir
um Aufklärung.
Aber hier dann gleich noch eine lustige dpa-Meldung, damit uns die Spaghetti nicht im Hals steckenbleiben:
Silvio Berlusconi, frisch gelifteter italienischer Ministerpräsident, ist "fast unsterblich" - das behauptet zumindest sein Leibarzt Umberto Scampagnini. Der 67 Jahre alte Berlusconi nehme ständige Provitamine, Enzyme, Mineralstoffe, Antioxidantien, immunstärkende Mittel sowie einen speziellen Joghurt zu sich und halte sich an eine strikte Diät, sagte der Arzt der Zeitung Corriere della Sera. "Er wird uns alle überleben", behauptete Scampagnini, den Berlusconi aus Dank zum Bürgermeister von Catania hat wählen lassen.
DER TRANSDEMOKRAT wüsste nun nur noch gerne zweierlei: 1. wie alt ist Scampagnini? 2. wie macht man das als Ministerpräsident: jemanden wählen lassen? (nicht vergessen: der TransDemokrat ist weiterhin hochbezahlter Berater der SPD!)
Aus der Welt der Talkshows
(früher: Aus Bund, Ländern und Gemeinden)

Neues vom Stoiberhauptmann

 
Er macht sich stark - für den Schäuble (als neuen Buprä). Das ist nicht allzu verwunderlich, wenn man um die Herzenszuneigung zwischen Edmund und Angela (und deren Abneigung dem Wolfi gegenüber) weiß. 
Aber, und das tut weh: er tut nichts gegen diesen Prozess da in Augsburg! Doch! Das ist auch Bayern (Bert Brecht war ein Ausrutscher). Ein Prozess gegen Max Strauß. Und noch mehr schmerzt, dass der Musterschüler von dessen Vater FJS ganz offenbar nichts dagegen hatte, zumindest nichts unternahm, die letzte Ruhestätte des kleinen dicken Neffen von Onkel Alois einer profanen Verwertung zugänglich werden zu lassen. Wenn das nicht publik geworden - und damit zunächst mal gestoppt worden - wäre, wer weiß, vielleicht hätte man ja bald Einzelteile der Gruft erwerben können. Und angesichts der Bedeutung wäre womöglich das Gleiche passiert wie bei der Berliner Mauer oder kurz zuvor schon beim Kreuz Jesu Christi: dass nämlich die Summe der Einzelteile bis zu zehn Exemplare des Ganzen ergeben hätten.
Aber egal: im Augenblick hat Franz Josef wieder seine Ruhe und sein bleichhagerer Ziehsohn lenkt mit seiner Schäuble-Schmuserei von seinem posthumen Arschtritt gegen den Alten ab.
Verwirrend aber bleibt: auch in Bayern, nicht nur in Deutschland, werden Menschen, die Erfolg haben und... (genau: Ackermannzitat) vor Gericht gezerrt. Und in Hamburg werden Terroristen freigesprochen, deren zu erwartende Prämie für das, was sie angeblich geplant hatten, weit unter der gelegen haben dürfte, die ein deutscher Manager für das, was er auch nicht getan hat, erhielt.
Armes Deutschland!
Die Garanten der Freiheit
(früher: Wirtschaft, Markt und Börse)
-sung des Landesarbeitsgerichts in Frankfurt am Main. 
Viel wichtiger: 
nach Auffassung 
des TRANSDEMOKRATEN
gilt viel, viel häufiger:

...des Chefs.

Und hier gleich eine weitere Irritation:

Muss es denn nicht heißen: "wegen" statt "trotz"?
Ganz nebenbei: dies hier ist ein Schlag ins hübsche Gesicht von Josef Ackermann: 
in Deutschland werden die Menschen, die Erfolg haben und etwas leisten, 
eben nicht vor Gericht gezerrt, sondern angemessen belohnt!
Schnipsel 1 2
Schnipsel 4

TransD: Oh doch, Frau Ministerin - wenn man unter "wir" nicht (wie Sie) die Bundesbürger versteht, sondern die SPD.
 
 
 

 

Warum es in der BRD eine Wehrpflicht gibt

SZ: Wehrpflicht aus Pragmatismus?
Struck: Nein. Wehrpflicht, weil deutsche Soldatinnen und Soldaten in der Welt akzeptiert sind.
(aus einem Interview mit Bundeshindukusch-Minister Struck)

TransD fragt den Minister: reicht es wirklich, wenn die genannten Damen und Herren in einer einzigen Zeitung in Deutschland akzeptiert sind?
 

 

David Bradley geht in Rente

Der Erfinder des weltweit wohl bekanntesten Tastaturbefehls verlässt mit 55 seinen Arbeitsplatz bei IBM. Er schrieb einst den Programmcode für den Neustart von Computern, die sonst auf keine Befehle mehr reagieren - Strg-Alt-Entf. "Ich wusste damals nicht, dass das eine kulturelle Ikone werden wird", sagte er.

TransD: Das hätten wir ihm sagen können: Steuerung-Alt-Entfernen - dass wir darauf zusteuern, die Alten zu entfernen, das ist doch schon seit langem klar, Mister Bradley!
 
 

   Persönliche Anmerkungen


Nicht nur ein neues Jahr steht an: ein neuer Lebensabschnitt. Italien - ein neues, noch weithin unbekanntes Land; ein neues Zuhause, neue Nachbarn. Nicht mehr als Besucher hier, als Tourist, nicht mehr die Unverbindlichkeit, nicht mehr das Bewusstsein, jederzeit zurückkehren zu können in eine vertraute, bekannte Lebensform. 
Herausforderung, selbstgewählt: sich einlassen auf radikale Veränderung. Neugier und Spannung, zugleich die alten Ängste. Ich bleibe ja, der ich war. Was und wie ich geworden bin, kann ich nicht ablegen. Ich habe mich mitgenommen hierher.
Herantasten an das Andere, es erfahren, erleben, verarbeiten, täglich neu der Versuch, es zu begreifen. Die kleinen Banalitäten ebenso wie die existentiellen Unterschiede. Eine Hilfe dabei: Reflexionen, Notizen, Berichte, Beobachtungen.
Notizen (5): Verwirrendes

Dieses Italien! Natürlich ein Teil von Europa (und was für ein schöner Teil), schon immer heimliche - oder auch unheimliche - Sehnsucht auch der Germanen, von den Zeiten der Teutonen bis heute. Als Deutscher glaubt man, das Land zu verstehen; was soll schon groß anders sein als bei uns. Aber dann entdeckt man die Kleinigkeiten, die anders sind, und in ihrer Summe führen sie zu - nun, eben zu Verwirrungen: das verstehe ich nicht, sorry, bzw.: scusi, mi spiace.
Dass z.B. der Erwerb eines Außenthermometers oder auch nur von ganz normalen Kerzen - Haushaltskerzen für die vielen mitgebrachten Kerzenständer - eine Sucherei und Fragerei und Rumfahrerei im Umkreis von 25 km auslöst, von der Dimension Stanley-Livingston, nur ohne deren bekannten Erfolg. Die Haushaltskerzen geraten so schließlich auf den Wunschzettel an Besucher aus der früheren Heimat. Und sie sind nicht der einzige Wunsch. Crème fraîche steht auch da. Oder Filet. Das vom Rind hat hier die Ausmaße einer in vier Stücke zersäbelten Boa Constrictor, kleinere Stücke davon sind an der Fleischtheke nicht zu haben. Das vom Schwein bleibt verbunden mit jenem Stück, das - mit Knochen - als Bistecca di Lombo verkauft wird. Aber wer braucht denn auch Schweinemedaillons, wenn es so köstliche Involtini gibt wie hier... Ja, und getrocknete Petersilie gab es erst im siebten Laden (nicht Himmel).
Gewöhnungsbedürftig weiterhin der Gruß "buona sera" ab fünf nach zwölf Uhr mittags, verwirrt den Neubürger hier etwa so wie den Hamburger das südlich der Mainlinie vorgeschriebene "Grüß Gott". Oder den deutschen Südländer das "moin moin" des Ostfriesen kurz vor Mitternacht.
Lauter Kleinigkeiten, wie gesagt. Auch dass in Italien seit letztem Jahr die Autos das Licht einschalten müssen - wie in Schweden, wo es angesichts der Schwere und Düsternis von Klima wie Spielfilmen allerdings einleuchtet - hat man schnell verinnerlicht. Und mehr als zwei Mal steht man nicht vor verschlossener Ladentür selbst bei großen Supermercatos, Eisen-, Bau- oder Elektromärkten, die ausgedehnte Mittagspausen pflegen, nicht bloß im heißen Sommer, nein, das ganze Jahr über. Dafür werden, auch anders als gewohnt, fast überall Kreditkarten akzeptiert. Und der Schinken, die Salami, die Mortadella werden in wunderbar hauchdünne Scheiben geschnitten, ohne die Bitte darum, die in Bornheim, Esslingen oder Warendorf dumpfe Wut in die Augen der so gequälten Verkäuferin treibt.
Nachrichten im Radio übrigens zur pünktlichst vollen Stunde zu erwarten, zeugt auch von allzu langer Konditionierung in einem - bei allen gebliebenen Unterschiedelchen - flächendeckend preußisch geprägten Land. Oh doch: die Bürokratie, die gibt es hier auch, das lohn sogar eine eigene Notiz irgendwann mal. Sie ist nämlich - nein, nicht weniger ausgeprägt, eher im Gegenteil, aber eben doch bemerkenswert anders. Wie ja auch der Faschismus hierzulande anders war als der Nationalsozialismus; und der ehemalige Chef der KPI, Berlinguer, war als schwerer Katholik mit wenigen seiner Kollegen verwechselbar, selbst von den anderen eurokommunistischen. Sozusagen Don Camillo und Peppone in Personalunion.. Nun ja, auch das hat die Weltrevolution nicht wirklich vorangebracht. In Italien vielleicht auch deshalb nicht, weil hier nicht nur der Katholizismus sich beharrlich gegen das überfällige Verschwinden wehrt, sondern genau so der ganz liebenswerte Anarchismus, mit dem die Menschen hier irgendwie grundgebeizt zu sein scheinen.
Ein bisschen verwirrend für unsereinen, auch das. Aber nun eben keine Kleinigkeit mehr, sondern - um es soziologenphraseologisch auszudrücken - sehr basal, das.