Im DKW Roadster mit Familie...
(1) Der Vollständigkeit halber: auf mich zugelassen waren zeitweise auch eine Ente, ein R4, ein VW-Käfer und ein Opel-Kombi |
So schön. Schön war die Zeit (5) Eine Auto-Biografie Mein Onkel Fried hatte nie eines. Er hatte noch nicht mal den Führerschein. Den hatte zwar mein Vater, aber der hatte nicht genug Geld für ein Auto, damals, Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Ich machte den Führerschein zur gleichen Zeit wie das Abitur, zwischen dem Schriftlichen und dem Mündlichen bestand ich die Fahrprüfung; nach nur fünf Fahrstunden, sowas ging damals noch. In diesem Sommer 1958 kam dann irgendwann Erich, der mit mir das Abi gemacht hatte und in der Dixieband, in der ich Klavier spielte, das Schlagzeug drosch. Er habe da einen Tipp bekommen, einfach dufte: ein Auto für nur 160 Mark! Ob ich mich nicht beteiligen wollte, mit der Hälfte, mehr könne er nicht aufbringen. So kam ich zu meinem ersten (genau genommen: halben) Auto. Ein Opel P 4. Gebraucht natürlich, gebaut 1936, drei Jahre vor mir, aber noch sehr gut in Schuss. Fahrbereit nach ein paar kleineren Reparaturen, ohne Probleme zugelassen. Ein Traum! Ein fast aristokratisches Fahrzeug. Etwas ganz anderes als heute so ein Prol-SUV. Gut: auch nicht ganz so schnell - um die 100 km/h Höchstgeschwindigkeit. Leider ein ziemlich kurzer Traum. Mit der Bitte um Nachsicht und Unterlassung verständnisloser Fragen oder hämischer Kommentare berichte ich knapp, wie es zu dem traurigen Ende des P 4 kam. Obwohl inzwischen Student hatte ich, wenn ich abends mal "ausgehen" wollte, spätestens um Mitternacht zurück zu Hause zu sein; meine Mutter konnte sonst nicht schlafen, sie machte sich Sorgen, Sorgen aller nur denkbaren Art. Es fiel mir nicht immer ganz leicht, aber ich war ein zu Gehorsam erzogener braver Sohn, auch aus Angst, nicht vor irgendwelchen drohenden Strafen, sondern vor dem demonstrativ gezeigten und für Tage anhaltenden tiefen Schmerz meiner Mutter darüber, dass ich ihr sowas antun konnte (also das um manchmal fast eine Stunde zu späte Heimkehren). Tja.
Und so war ich eines schönen Tages am Abend in ein Dorf gefahren,
etwa 25 km von Heidelberg entfernt, mit dem P 4, um meine Freundin zu
besuchen, die dort ihr Praktikum in einer Apotheke absolvierte. Und wir
vergaßen irgendwie die Zeit. Und so war es schon verdammt
spät geworden, als ich die Rückfahrt antrat. Weshalb ich -
entgegen dem Rat des P4-Verkäufers - Vollgas fuhr, getrieben von
der eben beschriebenen Angst, verstärkt durch das schlechte
Gewissen, weil ich bei jener Frau gewesen war, die meine Eltern als
"dein Unglück" ansahen (warum, das ist eine andere, längere
Geschichte und hat mit Autos nicht das Geringste zu tun). Und dann
begann, ein paar Kilometer vor der Heidelberger Stadtgrenze, dieses
Geräusch, ein hässliches rhythmisches Nageln, verbunden mit
einem spürbaren Tempoabfall... Vor einem Jahr, 2011 also, hatte ich dann dieses Déjà-vu- Erlebnis: mein bislang letztes Auto, ein Nissan Prairie, gab nach 19 Jahren treuer Dienste und mit 281 000 km auf dem Tacho ähnliche Geräusche von sich wie einst der P 4 und auch den Geist dann endgültig auf. Aus Altersgründen allerdings, nicht etwa, weil ich ihn aus Angst oder schlechtem Gewissen blöderweise Vollgas gefahren hatte. Und so kam ich dazu, einfach für mich, mal eine Geschichte der PKWs in meinem Leben zu schreiben, sozusagen also eine spezielle Art Auto-Biografie. Mich zu erinnern an dieses unbeschreibliche Glücksgefühl, das ich damals hatte, zumal bei der Fahrt in einem Cabrio. Das war zuerst "dieses kleine Wunder" (so die etwas alberne Deutung der Abkürzung DKW); ebenfalls vor dem Krieg gebaut, ein Zweitakter mit nur drei Vorwärtsgängen, dafür aber zwei zusätzlichen Sitzen unter einer Klappe im Heck, bei Regen leider nicht durch ein Dach geschützt. Noch toller dann ein paar Jahre später in einem FIAT 1500 - das Bild hier rechts genügt wohl zur Beschreibung... Ja, zugegeben: auch ich war ein Auto-Fan. Und wäre sicher bei einem Mercedes, BMW oder gar Porsche Nine-eleven gelandet, wäre meine gesellschaftliche, vor allem politische Sozialisation nicht so ganz anders verlaufen als vorgesehen. In eine Richtung nämlich, in der ich dann neben vielem anderem auch umlernte, was die Einschätzung eines Autos betraf: kein Kultgegenstand, sondern ein Gerät für Transporte und zur Überwindung von Orts-Distanzen. Oder auch mal als fahrbare Unterkunft wie es dieser mein VW-Bus (hier links) gelegentlich war, den ich selbst entsprechend ausgebaut hatte, mit einem als Bank ausklappbaren Holzbett und Schaumgummimatratze, Klapptischchen und einem über der Seiteneingangstür oben aufgehängten Plastik-Tank, gefüllt mit Wasser, abrufbar aus einem roten Schlauch, zum Kochen auf dem Gasherd darunter oder auch zur - zugegeben etwas rudimentären - Körperpflege. Dass ich dann in den 70er und 80er Jahren doch auch Autos besaß wie den Citroen GS Combi oder - dank der finanziellen Unterstützung einer Tante - sogar diesen CX-Schlitten, war motiviert durch Transportprobleme: zwei Kinder plus entsprechendes Uralubsgepäck fanden im Sportwagen meiner damaligen Gemahlin längst nicht genug Platz (die Folge: Ferienreisen in zwei Autos...); und: für meine Auftritte als Liedermacher hatte ich mir eine Verstärkeranlage zugelegt, zusammen mit meinen beiden Gitarren eine raumfüllende Ausrüstung. Abrundung meiner persönlichen Modellpalette (1) waren schließlich die Japaner aus dem Hause derer von Nissan, z.B. dieser Kombi hier rechts. Im Lauf der Jahre hatte übrigens auch der Reiz nachgelassen, den einst - und für lange Jahre! - das Autofahren als solches für mich gehabt hatte. Gründe: verstopfte Straßen und Autobahnen mit nervenden, zeitraubenden Staus nach gräßlichen Unfällen und vor unzähligen Baustellen, ständig steigende Benzinpreise (man muss sich das mal vorstellen: ich hab in München noch für einen Liter Benzin 49 Pfennig bezahlt...) und - endlich mal wieder auch! - ein schlechtes Gewissen, diesmal von wegen der Umwelt. Hinzu kam, fast sowas wie eine Fügung, die ständige Abnahme der Zahl meiner Auftritte - alles zusammen führte dazu, dass die Summe meiner jährlich gefahrenen Kilometer rapide zurückging, ebenso der Raumbedarf. Heute jedenfalls genügt ein FIAT Panda, Baujahr 2011, durchaus all den Ansprüchen, die ich an ein Auto habe. Sorry also, ihr Herren Zetsche von Daimler und Porsche: hin und wieder mal ein kleiner Suff, das kann ich mir vorstellen. Ein SUV? Ausgeschlossen! 23.09.2012 |
Opel P 4 Nssan Prairie FIAT 1500 Citroen CX Combi Nissan Kombi FIAT Panda |