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von DER TRANSDEMOKRAT

DER
TRANSDEMOKRAT
Nummer 
100


"I know what I believe. I will continue to articulate what I believe and what I believe — I believe what I believe is right." —Rome, July 22, 2001
(who else: George W.)
 27. Juli 2004 
Ungeschützt - Unzensiert - Unzivilisiert
IMPRESSUM: 
Ersteller: 
Ekkes Frank * Hamburgerstr.2-4 * 50668 Köln * Tel. 0221-139 4801 
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Inhalt:
Editorial
"Der TransDemokrat hat seine Schuldigkeit getan..."
The Global Play
Bilder sagen mehr als tausend Worte
ANTWORT SCHWIERIG / ANTWORT GANZ LEICHT
Aus der Welt der Talkshows
Angeheitert (Schröder)
Angekommen (die BündnisGrünen)
Die MHN-Kolumne
Dumm gelaufen
Die Garanten der Freiheit
Schäbig! / Dummdreist! / Frech! / Ignorant! / Und noch so ein Fachmann!
Echt super! (Clement)
Fragen an Dr. Winter (Polit-Pathologe)
Ist Wahl-Enthaltsamkeit gesundheitsschädlich?
Schnipsel
Deutsche Bank ins Ausland? / Grundwerteverrat / Fuck yourself /
Zitat: Samir Amin über Kapitalismus ("Blätter")
Persönliche Anmerkungen
Notizen (19): La Cina è vicina 2004
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Editorial

Der TransDemokrat hat seine Schuldigkeit getan…

Die 100. Ausgabe. Die erste erschien am 19. Oktober 2001. Heute, da ich diese Zeilen schreibe, sind seither genau 1000 Tage vergangen. Also ist in diesen zweidreiviertel Jahren im Schnitt alle zehn Tage eine neue Ausgabe erschienen. Ich meine: jetzt reicht es.
Dieses Gefühl – nun könne es genug sein – hatte ich schon vor ein paar Wochen, im Juni, nach dieser „historischen“ Europawahl mit der phantastisch niedrigen Wahlbeteiligung und dem wunderschönen Darübergelaber von Politikern und Medien. Nein: kein Frust (wie damals 2001 und so oft zwischendurch), heute dominieren Gelassenheit, Loslassenkönnen, Heiterkeit, milde Spottlust. Allerdings auch das: es fällt mir immer schwerer, diese Contenance nicht zu verlieren angesichts der in die totale Konzernodiktatur galoppierenden Unsozialdemokratie in dieser BRD da oben im Norden (von hier aus gesehen). Immer wieder dieses mir aufstoßende Bedürfnis, Amok zu laufen, zumindest verbal.
Ganz ähnlich ging es mir ja auch, als ich anfing mit diesem „Trans“ (so hieß es bis zur Ausgabe 16, dann begann der „TransDemokrat“). Auslöser waren jenes „Nine-Eleven“, das ich aus persönlichen Gründen in Minneapolis miterlebte, und vor allem das, was dadurch ausgelöst wurde, weltweit. In einer Situation, die auch für mich persönlich von vielen Unsicherheiten und dadurch hervorgerufenen Ängsten gekennzeichnet war, sollte mein Periodikum in erster Linie mir selbst helfen; die Bedeutung des Titels Trans, in dem so etwas Brückenhaftes mitschwingt, ein „hinüber“, „drüber weg“ – das war mir damals nicht so klar wie heute. Ich genoss es jedenfalls, Ungeschützt - Unzensiert – Unzivilisiert wie es in der Unterzeile hieß zu räsonieren, zu schimpfen, abzuladen, was mich belastete. Da war dann gewiss oft Verbitterung zu spüren, dominierte Hilflosigkeit, brach Wut sich Bahn über Entwicklungen, die ich – bei aller Skepsis und zunehmendem Pessimismus – in den Jahren und Jahrzehnten zuvor doch nicht wirklich so krass erwartet hatte. Enttäuschungen auf öffentlicher Ebene häuften sich (flankiert durch solche im Privaten).
Es gab dann schon bald Rückmeldungen von denen, die sich so nach und nach auf der Verteilerliste einfanden; Zustimmungen, Anregungen, Kritik, vor allem aber immer wieder die Ermutigung weiterzumachen.
Ein neuer Schub in diesem Sinn kam Anfang dieses Jahres 2004, mit einer für mich ehrlich überraschenden Reaktion auf die neue Rubrik „Notizen“. Von ganz unterschiedlichen Seiten, hochpolitisch orientierten wie fast nur privat befassten LeserInnen gab es freundliche bis begeisterte Kommentare, verbunden mit dem Wunsch nach mehr. Das Erarbeiten neuer Ausgaben des TransDemokraten machte erneut sehr viel Spaß.
Warum dann also Schluss jetzt? Mehrere Gründe: es ist ja doch – bei aller sich auch hier einstellenden Routine – immer eine Menge Arbeit gewesen, hat Zeit gekostet (und damit - weil die dann für andere Arbeiten fehlte – auch Geld: mit einer einzigen Ausnahme gab es nie die Bereitschaft der den TransDemokrat Beziehenden und offenbar auch Lesenden, etwas dafür zu bezahlen). Manches gehörte zwar zu meinen üblichen Tätigkeiten, etwa die kontinuierliche Lektüre diverser Zeitungen und Zeitschriften, das Funk hören und fernsehen. Inzwischen sind mir diese Beschäftigungen wenn schon nicht völlig gleichgültig so doch viel unwichtiger geworden – dieses öde Geschrödere, diese immer eintönigeren Fischerchorgesänge, die politischen Merkeleien und Stoiberismen, die ochsenfroschhaften Aufgeblähtheiten der Medienmenschen regen mich nur noch sehr selten wirklich auf, viel öfter erzeugen sie Langeweile und nerven bloß noch, die mit einem Tag Verspätung eintrudelnde SZ liegt oft tagelang ungelesen auf wachsendem Stapel, in den sich junge Welt und Freitag und die Blätter für deutsche und internationale Politik mischen, im Haus gibt es keinen Fernseh-Apparat und ich vermisse ihn auch nicht, wenn ich Radio höre, dann das Kulturprogramm RAITRE. Damit hat auch die Lust nachgelassen, auf all diese skandalösen Meldungen angemessen zu reagieren, also mit Spott, Satire, Ironie, Albereien. Vor allem aber ist es die Unlust, eine Kreuzung aus Sisifus und Don Quichotte zu werden: abwechselnd mit alten, stumpfen Waffen kämpfend auf einer abgehalfterten Rosinante gegen die übermächtigen Rotoren der Meinungsindustrie anzurennen oder den immer gleichen Fels den immer gleichen Berg hinaufzuwälzen, in der deprimierenden Gewissheit, ihn kurz darauf wieder unten vorzufinden…
Anderes ist mir wichtiger geworden: das, was bisher „unterm Strich“ stand, sich also z.B. in den erwähnten „Notizen“ fand. Da will ich gerne weitermachen und mehr davon. Heute also noch ein Mal eine volle Ausgabe im bisherigen Stil, mit den verschiedenen Rubriken, die es im Lauf der Zeit gab, also dem „Medienspezialisten“ Meingott Habteuch-Netso, dem Politpathologen Dr. Winter, den Schnipseln. 
Und danach?
Vielleicht, wenn es mal wieder besonders juckt in den Fingern, eine aktuelle Ausgabe – die „Maske“ lasse ich auf meinem Rechner.
Ja, auch das: es wird etwas Neues geben, und die Verteilerliste behalte ich ja auch, um das dann anzubieten. Es kann noch ein bisschen dauern – zurzeit bin ich voll ausgelastet mit der Arbeit für und an dem Haus hier, und das ist bei allem gelegentlichen Ärger über kleine Dinge, die nicht so klappen wie geplant, so lohnend, so – ja, das Wort passt genau: beglückend wie weniges, was wich in meinem Leben gemacht habe.
Also dann, noch mal: der TransDemokrat hat seine Schuldigkeit getan. Jetzt kann er gehen.

Herzliche Grüße und schönen Dank an euch alle:
Ekkes Frank

The Global Play
(früher: Außenpolitik)
Bilder sagen mehr als tausend Worte...
Was - zum Exempel - beweist uns unwiderlegbar dieses Bild?
Achtung: hier ist die ANTWORT SCHWIERIG!

Etwa (1):
"In einer afghanischen Schule ist eine neue Hilfslieferung aus der BRD angekommen - Lehrer und Kinder freuen sich über die Geografie-Fibel des hinteren Odenwaldes."
Oder (2):
"Auch in Ägypten sorgt der zunehmende Mangel an Lehrern für immer größere Klassen - wie hier in einer Grundschule in Alexandria."
Oder (3):
"Seltsamer Orient! Während in westlichen Kulturen vielfach noch Uniformen für Schüler an der Tagesordnung sind, ist es etwa im Iran (unser Bild) ganz anders: dort müssen sich die Lehrkräfte verkleiden!"
Oder vielleicht (4):
"In der Moschee der westirakischen Aufständischen-Hochburg Falludscha unterrichtet ein radikaler Geistlicher die Kinder. Sie lernen nicht nur Koran-Verse, sie werden auch zum Hass gegen die Besatzungstruppen aufgestachelt."
(Hinweis: Nummer 4 ist richtig - oder genauer: dies ist die Original-Bildunterschrift aus der SZ...)

Hier dagegen ist die ANTWORT GANZ LEICHT, es ist keinerlei Verwechslung möglich: die heiter-ironische Überschrift zu diesem Bild (ebenfalls SZ, Titelseite) bestätigt nur, was sich jeder vernünftige Mensch sofort denkt: endlich hat auch der "schwarze Kontinent" begriffen, woher und wohin der Geist der Zeit weht. Allzu lange haben sich "da unten" finstere Mythen und atavistische Rituale behauptet und so den Siegeszug des Kapitalismus - oder sagen wir es freundlich, so wie es z.B. die Herren Hundt und Rogowski lieber hören und sagen: "des Marktes" gebremst bzw. verhindert.
Jetzt aber gilt auch hier, dass der Wert eines Menschen - eben so wie der einer jeden anderen Ware - objektiv bestimmbar ist. Und weil das ebenfalls objektive Prinzip von Angebot und Nachfrage für absolute Gerechtigkeit sorgt, ergibt sich in diesem Fall, dass für den Erwerb eines Ackermanns oder Schrempps ziemlich genau 2,489 Millionen von diesen süßen Babys auf den Tisch zu legen wären.

Wahrhaftig: ein schweres Los! Haha!

Aus der Welt der Talkshows
(früher: Aus Bund, Ländern und Gemeinden)

Angeheitert...
Rätselhaft bleibt jedem Beobachter der politischen Lage in der "Ballina Reppupplick", was den Kleikaz dermaßen erfreuen kann. Auch DER TRANSDEMOKRAT  hat sich gefragt:
  • Hat Gerhard Schröder gerade erfahren, dass er nochmal Vater wird?
  • Sieht er gerade auf dem Bildschirm, dass die SPD bei der Wahl in NRW 2 Prozentpunkte mehr erzielen konnte, als von den Wahlforschern  vorhergesagt (nämlich 11 % statt 9 %)?
  • Wird er gerade Zeuge, wie seine unbeirrbar betriebene Reformpolitik einen weiteren Erfolg einfährt: schon wieder zehn Arbeitslose weniger in der Statistik (wenngleich dadurch die Zahl der Selbstmorde um zehn zugenommen hat)?
  • Freut er sich, weil ihm sein persönlicher Referent die neueste Ausgabe des "TransDemokraten" auf den Laptop geladen hat?
Alles falsch! Schließlich aber fanden wir die richtige Antwort - wir wollen es ein bisschen spannend machen für Sie, deshalb zeigen wir das erst unten (siehe "Die Lösung")


Angekommen...
...in der Wirklichkeit der "Ballina Reppupplick" sind auch die BündnisGrünen.
Hier der neueste Beweis dafür:

Aus einem Interview im SZ-Magazin, Juli 2004 mit Dietmar Strehl, seit 8 Jahren Schatzmeister der Grünen.
Herzlichen Glückwunsch, Herr Strehl. Die Grünen haben zum ersten Mal in ihrer Geschichte im großen Stil Spenden von deutschen Konzernen bekommen.
Ja, über eine halbe Million Euro. Das freut uns sehr.
Ihre Partei freut sich über Unternehmensspenden? Von der Allianz, BMW und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall?
Natürlich. (...)

Wer hat sich denn tatsächlich mehr gewandelt: die Grünen oder die Unternehmen?
Es wäre jedenfalls falsch zu behaupten, dass wir uns in 25 Jahren nicht verändert haben.
Gibt es Unternehmen, von denen Sie keine Spenden annehmen würden?
Das ist schwer zu sagen. Auch Banken haben Geschäftsverbindungen, die uns nicht passen. Grundsätzlich haben wir gesagt, dass die Grünen nicht bei Atomkonzernen und Rüstungsunternehmen um Gelder werben. Daran haben wir uns auch gehalten.
Die Firma DaimlerChrysler, von der Sie 15 000 Euro bekommen haben, stellt unter anderem Panzermotoren her.
Das Geld stammt aber von der Autosparte des Konzerns. (...)

Die FDP hatte den Flick-Skandal, die CDU Kohls Ehrenwort, die SPD ihre Affäre mit Entsorgungsunternehmen in Köln. Wann rechnen Sie mit dem ersten Spendenskandal bei den Grünen?
...Aber ich bitte Sie! Niemals! Wir haben doch die Moral gepachtet - ich sage nur Joschka-Kosovo, Angelika-Beer-Tränen... - (so hätte man sich die Antwort gedacht. Aber sie lautete anders:)
Bei uns wird schon mal versehentlich eine Kasse falsch abgerechnet oder eine Rechnung vergessen. Es ist also nicht ganz ausgeschlossen, dass es die Grünen auch einmal erwischt.

Na dann:
Willkommen im Club...!

Der TRANS-Medienbeobachter: Meingott Habteuch-Netso

Dumm gelaufen
Ist ja irgendwie schon schade eigentlich, dass der TransDemokrat nun auch auf meine geschätzte Mitarbeit verzichten müssen will. Ich weiß im Moment noch gar nicht, wo ich ab jetzt  meine bemerkenswerten Überlegungen zur Bedeutung von Medien und Kratie und so loswerden soll, echt! Mein kleiner Trost dabei: inzwischen gibt es ja glücklicherweise doch ganz viele unter meinen Kollegen, die genau so oder mindestens so ähnlich denken wie ich und das auch immer schreiben wollen (und dürfen!) auf den den "Medienseiten" der Tageszeitungen und Sonntagszeitungen, seriösen wie flockigen, lokalen wie nationwiden. Und vor allem natürlich das Fernsehn und sein immer besser werdendes Programm - besonders die Privatsender, die erreichen doch schon ganz oft den Qualitätslevel von US- oder Berlusconi-Stationen (nein! das meine ich echt ernst, Leute!) - also dieses Fernsehn sorgt ja seinerseits dafür, dass in den vor ihm sitzenden Köpfen, vor allem denen von unseren aufgeweckten Kids, die richtige vernünftige Einstellung fürs Leben zusammenwächst.

Ich habe heute, für diese meine wie es scheint wirklich allerletzte TransDemokrat-Kolumne ein Bild mitgebracht, was ich finde ganz hervorragend ausdrückt, wie ich die Lage auf dem Medienmarkt sehe: wenn solche Menschen wie die beiden auf dem Foto da rechts zu den Idolen unserer Jugend werden - wie zuvor schon Verona Feldbusch oder Daniel Kübeldings und Slatko nicht zu vergessen (kennt ihr doch noch, oder?) - un diese anderen alten verbohrten und durch und durch ideologisierten Figuren wie etwa Che Guevara oder Alice Schwarzer endlich aus den Köpfen der Menschen verschwinden, dann ist mir um die Zukunft und vor allem die Stabilität unseres Staates und seiner politischen und wirtschaftlichen Ordnung echt nicht bange, aber hallo!

Und allen, die jetzt garantiert wieder was daherfaseln von Verflachung und aufschreien über einen angeblichen Kulturverfall, denen rufe ich, erbost und mitleidig zugleich, ein letztes Mal zu: So ein Quatsch! Mein Gott! Habt euch nicht so!

Tja, schüß also. Vielleicht begegnet man sich ja mal wieder irgendwo. Mich würds freuen, doch!
Euer

Meingott Habteuch-Netso 
Die Garanten der Freiheit
(früher: Wirtschaft, Markt und Börse)
Es ist wirklich ein Trauerspiel! Da rackert sich der Kleikaz Gerhard Schröder luthermäßig ab, die herzigen Grün-Schnäbel Angelika Beer und ihr Kollege Bütikofer tragen alles und noch viel mehr mit, die Vernünftigen im Lande verstehen das auch und wissen, dass es einfach keine Alternative gibt, der geballte Sachverstand in den Medien klatscht Beifall (Nikolaus, der SZ-Piper: "40 Stunden als Chance: Es gibt auch heute noch gute Nachrichten. Zum Beispiel die vom Kompromiss zur Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich bei Siemens."). Und dennoch: die Stimmen der Nörgler, Nöler, Beckmesser, Kritikaster, Besserwisser und Ignoranten wollen einfach nicht verstummen - im Gegenteil: der Chor wird größer und lauter. Es ist zum Verzweifeln!
Sie glauben das nicht? Also bitte: DER TRANSDEMOKRAT liefert Beweise:

Schäbig! Diese unternehmerfeindliche Karikatur - und das in der sonst so wirtschaftsfreundlichen SZ! Pfui!

Dummdreist! Ulrike Baureithel faselt im "Freitag 29/30" (S. 1) unter der Überschrift "Gewollte Armut":
"Die unter dem Begriff Hartz IV entrollte neue Armutsschleife hatte noch nicht einmal richtig den Bundesrat passiert, da intonierten bereits die Einpeitscher und Zyniker den Chor: Hartz IV sei erst ein "ganz, ganz kleiner Schritt", setzte CSU-Generalsekretär Söder den Grundton und agitierte gegen den Kündigungsschutz. Am Wochenende nahm die Bundesagentur für Arbeit die Stimme auf und drohte Arbeitslosen mit häuslicher Inspektion. Das Arbeitgeberlager tremolierte mit Anton Börner vom Bundesverband für Groß- und Außenhandel, eine Woche Urlaubsverzicht "bringe keinen um", entlaste Unternehmen jedoch spürbar. Und über allen die falsche Oberstimme Wolfgang Clements, der da allen Ernstes behauptete, die neuen Arbeitsmarktgesetze machten keinen Bürger und keine Bürgerin ärmer."

Frech! Die schon mehrfach aufgefallene Heidrun Graupner - und schon wieder in der SZ!!!! Was ist bloß los in Münchens Redaktionsstuben??? - jammert (unter der polemischen Überschrift "Die angemessene Armut") über den drohenden "Zwangsverkauf" des "eigenen Häuschens"  und darüber, dass bestimmte Lebensversicherungen vorzeitig abgegeben werden müssen. "Dies bedeutet großen finanziellen Verlust, weil der Rückkaufswert der Versicherungen relativ gering ist." 
Ja und? Wenn es mit der Wirtschaft wieder aufwärts gehen soll, müssen wir alle Opfer bringen! Der Kanzler und seine Minister gehen doch mit gutem Beispiel voran - DER TRANSDEMOKRAT hat soeben erfahren, dass alle für die letzten beiden Jahre ihrer Regierungszeit von den 345 Euro monatlich leben wollen, die Langzeitarbeitslosen künftig zugestanden werden (Manfred Stolpe als Ossi geht sogar auf den Betrag für die neuen Bundesländer zurück: 331 Euro). Den Rest spenden alle an amnesty international. Großartig!

Ignorant!  Im gleichen "Freitag" (s.o.) gibt ein gewisser Rudolf Hickel von sich:
"Es dürfte auch ökonomischen Laien nicht entgehen, dass diese im Namen der Sanierung sozialer Sicherungssysteme forcierten Programme zielstrebig (sic!!) eine Armut erzeugen, die den noch Beschäftigten als Warnung vor Augen steht."
Und sowas ist Uni-Professor für Ökonomie!!! Unfassbar!

Und noch so ein "Fachmann"! Zitat aus der "Frankfurter Rundschau online":
Modell Deutschland?
Der Unterbietungswettlauf um die Arbeitszeit in Europa ist eröffnet. Besser wäre es, Tarifverträge zu machen, die nicht zum Einlegen des Rückwärtsgangs einladen, sondern die Fantasie anregen.

VON STEFFEN LEHNDORFF 
- un der ist Direktor des Forschungsschwerpunktes Arbeitszeit beim Institut für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen. (Wie lange noch???)

Nach so viel Schrott und Deprimierendem endlich vom TRANSDEMOKRAT wieder etwas Positives - ein Ausblick ins Jahr 2006, in dem dann die klugen und alternativlosen Maßnahmen der Agenda 2010 endlich gegriffen haben:
 
Echt Super!

Der Super-Star der rosa-blassgrünen Regierung, Wolferl Clement, reagiert im Berliner Olympiastadion vor 94 355 rest- und arbeitslos begeisterten Zuschauern mit der "Rudi-Völler-Geste" ("...was kann denn ich dafür...?") auf die soeben bekannt gegebenen Arbeitsmarktzahlen im Juli 2006. Danach suchen saisonbereinigt und nach Entfernung aller nur irgend möglich anderswie zu bezeichnenden Figuren wie AB-Maßnahmen-
Schmarotzer, Faulpelze, Sozialstaatsbetrüger, Drückeberger und dergl jetzt 7,256 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz. 

Clement hat noch den seinen. Selbstverständlich, Gottseidank!
 
 
 

 

Fragen an

Dr.Windherr!
Wir freuen uns auch heute noch, dass wir den renommierten Politpathologen Prof. Dr. Olaf Windherr preisgünstig einkaufen konnten!

Unsere letzte Frage...
Kann sich totale Wahl-Enthaltsamkeit gesundheitlich negativ auswirken?
E.F. aus K.

Dr. Windherr antwortet:
Mit den Wahlen, lieber Herr F., ist es wie mit anderen Lastern oder Genussmitteln auch: maßvoll angewendet ist nichts daran auszusetzen. Sie kennen das gewiss - ein Becherchen Rotwein oder ein Fingerhütchen Schnaps am Tag, das macht Laune, das ist schön und gut und irgendwie bestimmt eigentlich auch unschädlich. Saufen wie ein Juhnke dagegen ist ungut. Soweit klar. Wie sich das nun mit einer völligen Abstinenz verhält, ist in unserer Wissenschaft allerdings umstritten (wie im Grunde alles in jeder Wissenschaft).
Natürlich kann und werde ich mich deshalb hüten, mich allgemeingültig zu äußern. Was ich als Polit-Pathologe aber durchaus sagen kann: meine Beobachtungen und Erfahrungen lassen für mich den Schluss zu, dass eine totale Wahl-Enthaltsamkeit weder Ihrem noch dem Volks-Körper wirklich ernsthaft schadet. Wenn Sie zuvor exzessiv rumgewählt haben, kann es allerdings anfänglich schon zu schweren Entzugserscheinungen kommen: nervöses Zucken in den Fingern angesichts kleiner schwarzer Kreise, in denen sich ein Kreuz malen ließe; Magenverstimmung beim Betrachten von TV-Sendungen an Wahlsonntagsabenden, Schreidrang beim Lesen von Tageszeitungen und dergl. Aber keine Sorge: das gibt sich! Ich kenne inzwischen ganz viele ganz normale Menschen, die election-clean sind (wie es in unserer Fach-Sprache heißt) und denen es gut geht, ganz verdammt gut sogar!
Also: Nur Mut!
Ihr Dr. Winter

Schnipsel 1 2 3
Schnipsel 4

TransD: Richtig! Und das Gleiche gilt auch für die deutsche Regierung, oddr?
 

 

TransD: Freut mich, dass auch der Herr Wiesehügel meinem Lied "Im Hamsterrad" (1997) zustimmt. Zitat:
"Alles hat sich geändert, aber nichts ist wirklich neu -
Alle bleiben dem Verrat an ihren Grundprinzipien treu..."
 

 


TransD: Ach, Dick! Was meinst du, warum es mir so gut geht, wenn ich an dich, deinen Boss George W. und die ganze übrige Bande denke...
 
 
 
 
 

 

Zitat des Jahres

"Die Welt erlebt derzeit eine dra-
matische Verschärfung sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit wie auch die Verelendung ganzer Bevölkerungen. (...)
Die transnationale Logik des Kapitalismus hat die totale Herr-
schaft übernommen. Propagan-
distisch inszeniert sie sich glamourös im endlosen Gerede vom Markt, dem Markt und nichts als dem Markt. (...)
Auf diese Weise wird die Auflö-
sung der sozialen und politi-
schen Sicherungssysteme begründet. Es gäbe, so die Marktschreier, keine Notwen-
digkeit mehr für ihre Existenz, vielmehr müssten auch sie der Marktkonkurrenz unterworfen werden, um , so die Begrün-
dung, dem Menschen - gedacht als bloßer homo oeconomicus - tatsächlich zu entsprechen." 

Aus "Der kapitalistische Genozid" von Samir Amin - der überaus lesenswert Aufsatz ist zu finden in den "Blättern für deutsche und internationale Politik 7/2004 -
http://www.blaetter.de

Die Lösung (s. oben "Rätselhaft"):
Was den Kleikaz dermaßen erheitert, ist...

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 


...die Präsentation eines neuen Comic-Magazins durch den unbeirrbar listigen (und lustigen) General der Partei, Franz Müntefering vor der Bundespressekonferenz.

   Persönliche Anmerkungen


Nicht nur ein neues Jahr steht an: ein neuer Lebensabschnitt. Italien - ein neues, noch weithin unbekanntes Land; ein neues Zuhause, neue Nachbarn. Nicht mehr als Besucher hier, als Tourist, nicht mehr die Unverbindlichkeit, nicht mehr das Bewusstsein, jederzeit zurückkehren zu können in eine vertraute, bekannte Lebensform. 
Herausforderung, selbstgewählt: sich einlassen auf radikale Veränderung. Neugier und Spannung, zugleich die alten Ängste. Ich bleibe ja, der ich war. Was und wie ich geworden bin, kann ich nicht ablegen. Ich habe mich mitgenommen hierher.
Herantasten an das Andere, es erfahren, erleben, verarbeiten, täglich neu der Versuch, es zu begreifen. Die kleinen Banalitäten ebenso wie die existenziellen Unterschiede. Eine Hilfe dabei: Reflexionen, Notizen, Berichte, Beobachtungen.
Notizen (19): La Cina è vicina 2004

“Decespugliatore” heißt  dieses Gerät, das fast so schwer auszusprechen wie zu bedienen ist. Den deutschen Ausdruck dafür kenne ich gar nicht – Motorsense vielleicht? Am oberen Ende jedenfalls dieser kleine Motor, eine Zündkerze, Minitank für das Benzin-Öl-Gemisch 5 zu 1, dann die lange Metallstange mit Gashebel und Stop-Schalter, Umhängegurt und Haltegriff, am unteren Ende ein halbrundes Schutzblech, hinter dem aus einer Kapsel ragende giftgrüne Nylonfäden rotieren und das tun, wofür man das Ding gekauft hat: Gräser, kleine Büsche, Unkraut, wilden Hafer und all das abzurasieren, was auf dem Gelände hier am Haus so üppig wuchert, trotz der seit Wochen anhaltenden Sonnenhitze.
Ugo hatte seinen Decespugliatore hier gelassen, nach einer ersten, kleinen Darbietung dessen, was das Ding kann. Beeindruckend. Auch das Gerät. Ugo sowieso: der jüngere der beiden Brüder, deren Baufirma den Umbau hier macht. Ein Typ wie Ric Battaglia, ständig in Hektik, laut, lustig, unrasiert, bei der Hitze mit freiem Oberkörper, dampfend, behaart, athletisch. Raucht andauernd, nimmt gerne das angebotene Bier (was die meisten anderen Arbeiter dankend ablehnen) und redet viel. Zum Beispiel auch darüber, wer heute noch richtig zu arbeiten versteht: die älteren Italiener, die Deutschen sowieso, und wer nicht: die Jüngeren, die Flüchtlinge aus Afrika. Und so gar nicht mag Ugo die Rot-Chinesen: die sind so gelb, so unheimlich, so kommunistisch! Meine vorsichtige Frage, ob er das gegenwärtige China wirklich für kommunistisch hält, versteht er überhaupt nicht – natürlich sind das Kommunisten, sie sagen es ja selber!
Ein paar Tage später braucht der den Decespugliatore selbst. So ein Ding aber werde ich hier noch oft benötigen, also erscheint ein Kauf unumgänglich. Ich rufe Ugo auf seinem Cellulare an, er empfiehlt eine Firma ganz in der Nähe, dort könne ich das Ding kriegen, für 200 Euro. Ein zur Sicherheit durchgeführter Preisvergleich in „meinem“ Ferramenta-Geschäft hier am Ort ergibt, dass ich da etwa das Doppelte ausgeben müsste. Also: zu diesem Giorgio.
Ein herrlicher Laden! Im Industriegebiet von Passo Ripe, Teil eines riesigen, flachen Betonbaus, überdimensionierter Parkplatz mit kleinen, schattenspendenden Bäumchen. Ein paar Motorfräsen, ein Minitraktor vorm Eingang. Drinnen: Chaos. Der kurze Weg zum Verkaufstresen zugestellt mit Geräten und Regalen voller Ersatzteile, Kartons, Holzkisten, Motoren, Werkzeugkästen. Die junge Frau bejaht meine Frage, ob ich hier einen Decespugliatore kaufen kann, führt mich durch weiteren Regale-Dschungel nach hinten in die Werkstatt. Giorgio verkauft gerade einem jungen Vierschrot eine Motorkettensäge. Er lässt sie an, dann ohrenbetäubend aufheulen, dreimal, viermal, stellt sie ab, zieht die Kette strammer, wiederholt alles. Der Kunde ist tief beeindruckt, nimmt schweigend den Apparat, marschiert schweigend mit der jungen Frau zur Kasse.
Jetzt ich. Also – „D“-Dinger gibt es hier. Auch zu Preisen wie beim Ferramentarier. Aber Ugo habe was erzählt von 200 Euro, radebreche ich. Ach so! Ja! Giorgio, zwischen fünfzig und sechzig, rundlich, freundlich, Halbglatze, gehbehindert, gemütlich, räumt Schachteln, Motorräder, Metallteile weg, zieht einen mannshohen Karton hervor. Der hier!. 200 Euro. Na prima! Giorgio schaut mich ruhig an: Ja – aber das sollte ich doch noch wissen: made in China. Peoples Republic. Aha? Ja: drum so billig. Sie wissen doch, sagt er, ganz sachlich, ohne zu lächeln, Sie wissen doch, dass das so arme Leute sind? Die essen nur ein Mal am Tag! Wir Italiener dagegen – vier Mal! Verstehen Sie? Deshalb so billig, das Ding. La Cina! 
Seither arbeite ich, abends, wenn es nicht mehr so heiß ist hier, mit dem – übrigens von Italienern zusammengesetzten und vertriebenen – Decespugliatore, für den sich die Kommunisten in China drei Mahlzeiten täglich vom Mund absparen müssen, was natürlich garantiert Ugos Unbehagen steigern wird. Obwohl es ihn andererseits ja nicht daran hinderte, sich so ein chinesisches Gerät zu kaufen. Weil es halt andererseits so preiswert ist.

Anfang Juli 2004

(Der Film LA CINA È VICINA von Marco Bellocchio, Musik: Ennio Morricone, kam 1968 heraus)