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TRANSDEMOKRAT Nummer 87 "Ich glaube, dass die Schwulen-Ehe etwas ist, das einem Mann und einer Frau vorbehalten sein sollte." (Nein!!!! Nicht George W. - Arnold Schwarzenegger) |
13. Februar 2004 (ein Freitag...) |
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IMPRESSUM:
Ersteller: Ekkes Frank * Hamburgerstr.2-4 * 50668 Köln * Tel. 0221-139 4801 e-mail: ekkes@ekkes.de Zur Homepage hier klicken: http://www.ekkes.de DER TRANSDEMOKRAT erscheint unregelmässig. Unverlangt zugesandte e-mails oder sonstige Manuskripte sind nicht dagegen geschützt, im TRANSDEMOKRAT zitiert zu werden Übernahme von TRANSDEMOKRAT oder von Teilen daraus zu nicht privaten Zwecken bedürfen der Genehmigung Copyright für alle Beiträge: Ekkes Frank - Der Bezug ist kostenlos. Wir bemühen uns um eine (zumindest Teil-)Finanzierung, z.B. durch Werbung. Wir sind dankbar für jeden Hinweis auf mögliche Inserenten. Und natürlich auch für sonstige Unterstützung - am besten auf das Spenden-Konto:
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Der TransDemokrat als SPD-Berater Der 3. Ratschlag von allen Editorial The Global Play Bravo - der Präsident kämpft! / Bush sagt Homo-Ehe den Kampf an /Drecksau Saddam Aus der Welt der Talkshows Irritierte Regierung / Innovative Opposition /Dementi Die Garanten der Freiheit Schröder bei der KSK Die MHN-Kolumne: Die Wirklichkeit ist schon weiter als die Realität Schnipsel Karriere, Karriere / Wort oder Maul halten? / Zitat Studiengebühren Schröder Persönliche Anmerkungen Notizen (6): Eine Trattoria in Cupramontana |
Neue
Rubrik: DER TRANSDEMOKRAT
als SPD-Berater
Grund zur Freude für Gerhard und Joschka: ein weiteres Fax vom TransDemokraten ist gekommen...! Mal wieder ein Rat an die ehrwürdige SPD (der 3. von allen): Wie wäre es, wenn die Partei den beliebtesten deutschen Politiker aller Zeiten, Josef "Joschka" Fischer, als Vorsitzenden auf Lebenszeit wählen würde? Wenn dann noch Doris Köder-Schröpf die Leitung der berühmten ASF, der "Arbeitsgemeinschaft Sozialdemographischer Feministinnen" übernähme, müssten doch eigentlich die Christdemokraten mitsamt ihrer bayerischen Schwesterpartei für die nächsten drei, vier Monate ausgeschaltet sein, oder? Wenn nicht, dann verzichte ich freiwillig auf ein Achtzehntel des vereinbarten Beraterhonorars von diesmal 5 peanuts (i.W. 250.000 Euro), zu übergeben am Valentinstag 2004 auf dem Parkdeck der Fähre von Venedig nach Igoumenitsa - Ihr kennt das schon, Genosstalgiker, oder? |
Editorial
Endzeitstimmung So scheint es
wenigstens. Es weht so eine kalte Stimmung herüber aus dem Norden.
Nichts Genaues allerdings weiß man nicht, hier unten, in diesem Süden,
der sich bleibend hartnäckig weigert, die zu erwartende Wärme
zu verbreiten. Machen wir das Beste aus dieser Situation: warten wir ab,
welche Informationen eintrudeln werden, so nach und nach. Und halten wir
uns an die Aussage der Tageskarte im Web-Tarot: Es ist gut, sich anzuschauen,
was umgefallen ist, aber der Blick nach vorne lohnt sich jetzt.
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(früher: Außenpolitik) Bravo! Der President-non elected kämpft!!
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(früher: Aus Bund, Ländern und Gemeinden) Irritierte Regierung
Innovative Opposition
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(früher: Wirtschaft, Markt und Börse) |
Da hätten wir uns doch beinahe total verwundern müssen! Wie nur hätte es denn möglich sein dürfen, dass der noch immer amtierende deutsche Kleikaz ein Künstler wäre?! Denn "KSK", das heißt für alle Wissenden: "KünstlerSozialKasse". Und in ihr ist (Zwangs-)Mitglied, wer die Voraussetzungen erfüllt, d.h. irgendwie ein Künstler ist. "Schröder bei der KSK" - das hätte also doch nur heißen können, dass man ihm die Eigenschaften nicht absprechen kann, die ihn als Künstler erscheinen lassen! Also als Kollegen sozusagen des TransDemokraten und vieler seiner FreundInnen. Doch dann fand sich eine schnelle Auflösung des Schreckens: Da allerdings passt der Kleikaz doch wohl hin. Irgendwie. |
Die Wirklichkeit ist schon weiter als die Realität Soviel als Einleitung, nun gleich in die Res der Media (haha, kleines Wörterspiel von mir!). Ich hab da einfach mal zwei Artikel aus der Süddeutschen Zeitung nebeneinandergestellt - hier:
Was das nun wieder soll? Na, ist doch
klar, Leute! Erstens mal: es gibt einfach immer wieder gute, kreative Ideen
für neue Formate im Geist und im Stil unserer Zeit, und die setzen
sich dann auch durch, gegen alles Gutmenschengenöle - das will uns
der Artikel 1 sagen.
Alsdann, c u, bis neulich - Euer
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Schnipsel
4
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Karriere
Rudolf Scharping, 56, wird eine Gastprofessur in den USA übernehmen. Themen seiner Vorlesungen an der Fletcher School der Tufts University von Boston sind "internationale Sicherheit und transatlantische Beziehungen". TransD bittet
seine LeserInnen um Mithilfe: durch ein Versehen gingen die Unterlagen
verloren - eine der beiden Meldungen ist erfunden (Schnipsel 1 oder aber
Schnipsel 2). Nur welche?!?
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Karriere
Rudolf Scharping, 56, wird eine Gastprofessur in den USA übernehmen. Themen seiner Vorlesungen an der Fletcher School der Tufts University von Boston sind "die Sicherheit internationaler Schwimmbäder für postpubertäre Beziehungen". TransD
- siehe Anmerkung bei Schnipsel 1
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TransD:
Äh... wieso "Wort"? Muss das nicht "Maul" heißen...???
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Zitat
"Ich hätte nicht
studieren können, wenn es damals Studiengebühren gegeben hätte."
TransD
grübelt: Ist das nun ein Argument für oder gegen die Einführung
solcher Gebühren???
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Persönliche Anmerkungen
Nicht nur ein neues Jahr steht an: ein neuer Lebensabschnitt. Italien - ein neues, noch weithin unbekanntes Land; ein neues Zuhause, neue Nachbarn. Nicht mehr als Besucher hier, als Tourist, nicht mehr die Unverbindlichkeit, nicht mehr das Bewusstsein, jederzeit zurückkehren zu können in eine vertraute, bekannte Lebensform. Herausforderung, selbstgewählt: sich einlassen auf radikale Veränderung. Neugier und Spannung, zugleich die alten Ängste. Ich bleibe ja, der ich war. Was und wie ich geworden bin, kann ich nicht ablegen. Ich habe mich mitgenommen hierher. Herantasten an das Andere, es erfahren, erleben, verarbeiten, täglich neu der Versuch, es zu begreifen. Die kleinen Banalitäten ebenso wie die existenziellen Unterschiede. Eine Hilfe dabei: Reflexionen, Notizen, Berichte, Beobachtungen. Notizen (6): Eine Trattoria in Cupramontana Das Paradies gibt es – in der Bibel. Und im Schlager. Meine „schwarzen Stunden“ sind zwar seltener geworden, aber noch immer wache ich manchmal morgens um vier auf, kaltschweißnass, geweckt von wild vor meinen Augen tanzenden Ängsten vor dem Ungewissen, die sich nach dem Aufwachen verwandeln in die Furcht, es könne eintreten, was sich schemenhaft abzeichnet. Yoga hilft, meistens, beim Wiedereinschlafen. Am Tag dann: kühlrationales Nachdenken, Telefonate, ein Besuch bei Freunden oder Bekannten, mit denen ich reden kann über Probleme. So bin ich heute nach Cupramontana gekommen. Vor dem Treffen mit den W’s gehe ich über den Marktplatz des kleinen Städtchens, gut 500 Meter überm Meer gelegen, ein kalter Wind pfeift durch die Straßen, ich bin schlecht gelaunt, ich habe Hunger, ich suche ein Restaurant, eine Pizzeria reicht, notfalls auch eine Bar, in der es belegte Brote gibt. Eine Frau zeigt mir auf meine Frage hin den Weg, dort gleich neben dem palazzo das Sträßchen rein, nach ein paar Metern links das Haus, das sei eine Trattoria. Nicht schwer zu finden, und ich bin in einem Film, Fellini etwa. In dem kleinen Raum drei lange Tische, fünfzehn bis zwanzig Männer, lauter Kerle, alle Altersstufen, schaufeln Essen in sich hinein. Gleich links von der Tür ein abgefressener Tisch, Essensreste auf schmutzigen Tellern, Brotstücke, Knochen, Weinflecken auf dem weißen Tischtuch, volle Aschenbecher (das Rauchverbot in den Restaurants setzt sich nur sehr widerwillig durch). Eine einfache weiße Glasflasche, ein Liter, ohne Etikett, halb voll noch mit tiefdunklem Rotwein. Ich setze mich. Die Wand dunkelbrauner Naturstein, ein Teil weiß verputzt, Holztäfelung aus gebeizter Fichte in Sitzhöhe. Nippes. Bilder, naive Malerei, Stilleben Obst und Gemüse, mampfende Bauern am schweren Holztisch – fast wie im Raum selber. Hinten an der Querwand ein riesiger, moderner Kühlschrank mit ausgestopftem Vogel drauf, daneben die kurze Theke, halb ausgefüllt von der Espressomaschine. An ihr hantiert der Wirt, laut redend mit den Gästen. Dann hat er mich entdeckt, brüllt nach hinten in die Küche nach einer Frau, da sei ein neuer Gast, sie soll kommen, aber schnell, verdammt. Eine ältere kleine Frau erscheint, in weißer Ganzschürze, weiße Mütze auf. „Un attimo“ bittet sie, erst müsse sie hier mal abräumen. Zuerst nimmt sie sich den kleinen Tisch am Eingang vor. Weg mit dem Geschirr, dem Schmutz, der alten Decke, neues Weiß drauf, Teller, irgendeine Gabel, irgendein Messer. Aber Stoffserviette. Was ich trinke? Rotwein? Ob mir die halbe Flasche da recht wäre? Ja? Schön! Und Acqua naturale, benissimo. Kommt beides auf den kleinen Tisch – bitte sehr. Ich setze mich dort hin. Gleich kommt das Brot, und ab jetzt übernimmt der Wirt. Der kleine, dicke, lautfröhliche Mann, Halbglatze, hellbeiger Kunststoff-Rollpulli, darüber ein Pullunder mit V-Ausschnitt, dunkelblau wie die fast elegante Hose. Was ich als Vorspeise möchte? Pappardelle? Oder Spaghetti? Mit Sugo Bolognese, beides. Pappardelle? Va bene. Die kommen auch schnell, ein großer Teller voll. Sehr gut. Genauso der Wein, er hält, was die Farbe verspricht. Wie eigentlich überall hier, in den Kneipen, Pizzerien, Ristorantes. Wenn ich bisher ein Mal schlechten Wein getrunken habe, ist es viel; und schlecht heißt immer noch um vieles besser als so manches, was einem in deutschen Lokalen vorgesetzt wird. Ach wo: keine Glorifizierung. Natürlich ist das hier eine „Wirtschaft“. Ich kenne Leute, die das Ambiente und die Gäste hier als „primitiv“ ablehnen und gehen würden. Aber es ist echt. Und laut und fröhlich. Und noch ein Schluck Wein, und meine Stimmung wird immer besser. Der Wirt kommt wieder, holt den leeren Teller. Was wir jetzt machen? Schweinskotelett? Ossobucco? Geschnetzeltes? – Maiale? Va bene. Insalata? Patate? – Subito! Es ist ruhiger geworden, nur noch knapp zehn Männer da drüben an dem langen Tisch. Richtig: keine Frauen. Dafür zwei Carabinieri in piccobello Uniform, Respektspersonen, zumindest in ihren eigenen Augen. Sie verschwinden nebenan – da muss es wohl noch einen Raum geben? Ich gehe auf die Toilette, um es herauszufinden. Nein: kein weiterer Raum. Und das Klo: dieses keramikumrahmte Loch im Boden. Wie in Paris, auch heute noch, auch in etwas besseren Lokalen. Am Tisch gegenüber führt einer das große Wort. Ich würde ihn mit Peter Ustinov besetzen. Ihm gegenüber Erik Ode. Zweimal Adriano Celentano, als Junge und als mittelalter Mann. Und dann noch ein Hans Eichel. Kein Mastroianni. Kein Cary Grant. Nicht mal ein Gerhard Schröder. Ab und zu schaut einer rüber, verstohlen. Auch ich, der Fremde da, gehöre zum Gesprächsstoff, ab und zu. Das Kotelett: sehr gut. Der Salat: einfach, aber gut, und gut angemacht. Die Kartoffeln – zum Glück, endlich etwas zu kritisieren! – matschig, schmecken ein bisschen angebrannt. Sonst wäre es ja kaum zum Aushalten perfekt. Die Carabinieri kommen wieder, kriegen einen Caffè an der Bar – also doch ein weiterer Raum? Viel geraucht wird jetzt. Es wird etwas fehlen, wenn sich dieses neue Verbot auch hier durchgesetzt haben wird. Andererseits: Trattorien wie diese hier wird es auch noch geben, wenn keiner mehr Berlusconi kennt und Windows 98 SE so museal sein wird wie der erste Telefonapparat von Bell und man von George W. Bush reden wird als einer Art Nero zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Un caffè anche per me. Grazie. E il conto, per favore. Ein bisschen gespannt auf den Preis. Gestern hatte ich in einem ganz anderen Restaurant ganz woanders ein perfektes Mittagsmenu für 12 Euro. Was wird es heute kosten? Die Frau aus der Küche sieht, dass ich den Caffè noch nicht habe, fordert den Wirt lautstark auf: der Mann dort kriegt noch einen Caffè! Ich kriege ihn. Und die Rechnung. Offiziell? Oder einfach so? Einfach so, va bene. 15 Euro. Perfetto, grazie! Beim Rausgehen grüße ich zu dem Tisch hinüber. Lautstarke Antwort, als wäre ich eine Woche hier gewesen. Auf einem Parkplatz etwas unterhalb des Ortes, in der passend warmen Februarsonne, eine halbe Stunde Schlaf, tief und fest. Und das wohlige Gefühl, in einem Schlager zu sein. 12.02.04
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