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von DER TRANSDEMOKRAT

DER
TRANSDEMOKRAT
Nummer 99

"And I am an optimistic person. I guess if you want to try to find something to be pessimistic about, you can find it, no matter how hard you look, you know?" —George W. Bush, Washington, D.C., June 15, 2004
 4. Juli 2004 
Ungeschützt - Unzensiert - Unzivilisiert
IMPRESSUM: 
Ersteller: 
Ekkes Frank * Hamburgerstr.2-4 * 50668 Köln * Tel. 0221-139 4801 
e-mail: ekkes@ekkes.de
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Inhalt:
Editorial
The Global Play
Wir sind wieder wer - auch im internationalen Pop-Geschäft
Aus der Welt der Talkshows
Es ist vollbracht - das neue Zuwanderungsgesetz
Die Garanten der Freiheit
2 heitere Ratespiele (um Hüte und ein Lied)
Schnipsel
Grauen im Geschlechterkampf
Persönliche Anmerkungen
Notizen (18): Disagi
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Editorial

Herr, es ist heiß - und heute Abend ist das Endspiel, das europäische, ausgerechnet am Tag der US-amerikanischen Unabhängigkeit, und es passt auch sonst manches nicht zusammen, etwa die Paarung Griechenland gegen Portugal, auch wenn für den richtigen Deutschen durch Otto Rehagel (den sie scherzhaft Rehakles nennen) und den Schiedsrichter Markus Merk im Grunde ja Deutschland (zumindest auch) im Finale steht, obwohl - ausgerechnet Griechenland...!
Aber ehe wir uns nun einen Kollaps durch weiteres angestrengtes Herumdenken an den Ungerechtigkeiten der (neuen) Welt zuziehen, lassen wir uns lieber überraschen durch all das, was da so am Horizont heraufzieht, und das gilt für die SPD und ihren Dominator Gerhard wie für den TransDemokraten und seine Zukunft in ähnlichem Maße, und was dieses sybillinische Geraune soll, das werden wir alle früh genug erfahren - das verspricht und grüßt damit für heute ganz herzlich:

Der TransDemokrat

The Global Play
(früher: Außenpolitik)

Wir sind wieder wer - auch im internationalen Pop-Geschäft!

Auch wir müssen es irgendwann mal einsehen und anerkennen: bei allem, was kritikwürdig ist an Rotgrün - die Lichtgestalten Schröder und Fischer haben uns international wieder auf Weltniveau gebracht, auch und vor allem auf dem Gebiet der vorher so stiefmütterlich behandelten Popmusik. Hier zwei unwiderlegbare Beweise:

Aus einem SZ-Interview:
Fischer: In der Geschichte geht es nicht zu wie im Gesangverein.

Und der Mann weiß mal wieder, wovon er redet: schon längst hat er sich verabschiedet vom Denken in Kategorien wie "Geschichte" und so. Stattdessen feiert er weltweit Erfolge mit den legendären Fischer-Chören - hier kurz vor einem Auftritt in der Open-Air-Arena von Kabul. 
Vielumjubeltes Eröffnungsstück auch hier: Tausend Mann und ein Befehl

Beispiel Nummer 2:

Das von Erfolg zu Erfolg eilende Duo MODERN TALKING RELOADED - hier beim Konzert "Das junge Europa singt", mit dem in Brüssel eine große Tournee gestartet wurde.
Voll Mutterwitz, Vaterlandsliebe und Selbstironie, für die die beiden Stars ja so bekannt sind, stellten sie an den Beginn ihren Hit We are the Champignons - das Publikum tobte!

 
Aus der Welt der Talkshows
(früher: Aus Bund, Ländern und Gemeinden)

Es ist vollbracht (und - alter Kalauer: - es ist prachtvoll)!

Endlich haben sie es geschafft: das Zuwanderungsgesetz! Stellvertretend für alle an diesem Riesenerfolg beteiligten Parteien (CDU, CSU, SPD, FDP, Bündnis90/Grüne) würdigt der Mann, der den größten Anteil an diesem Ergebnis hat - der Bundesinnenotto Schily - das Ereignis mit einer passenden, pietätvollen Geste.

Die Garanten der Freiheit
(früher: Wirtschaft, Markt und Börse)
Heiteres Ratespiel(1): Was stimmt da nicht?
Testen Sie Ihren Scharfsinn! Hier sehen Sie zwei Bilder mit  Bildunterschriften. Aber irgendwas scheint da doch nicht zu stimmen, oder? Jetzt sind Sie dran: Sie können durch Nachdenken und logisches Kombinieren bestimmt herausbekommen, was da nicht stimmt und warum! 


Fröhliche junge Teepflückerinnen machen eine kleine Pause, ehe sie gleich wieder ihre Arbeit aufnehmen. Hier fragt niemand nach dem Acht-Stunden-Tag oder sorgt sich um Lohnausgleich und Kündigungsschutz - hier sind die Menschen glücklich und zufrieden mit dem, was sie haben! Wieder einmal ist es soweit: das gesellschaftliche Ereignis des Jahres führt die Spitzen der Gesellschaft in Ascot zusammen. Und wieder geht es auch darum, wer den originellsten... nein! Nicht Kopf! Wer den originellsten Hut hat. Neiderfüllt blicken Frauen aus aller Welt auf dieses Bild!

Heiteres Ratespiel(2): Welche Liedzeile wird hier symbolisiert?

Ist es:
a. Immer nur lächeln, immer vergnügt
b. Brüder, in eins nun die Hände, Brüder, das Sterben verlacht!
c. So schön, schön war die Zeit
d. Wollen wir es schnell erreichen, brauchen wir auch dich, auch dich
e. Die Liebe ist ein seltsames Spiel
f. Reich mir die Hand, mein Leben

Schnipsel 

TransD (tief deprimiert): Oh ihr Götter - dieser ewig währende Kampf der Geschlechter! Wohin soll das am Ende noch führen? Gibt es denn gar keine Grenzen mehr?

   Persönliche Anmerkungen


Nicht nur ein neues Jahr steht an: ein neuer Lebensabschnitt. Italien - ein neues, noch weithin unbekanntes Land; ein neues Zuhause, neue Nachbarn. Nicht mehr als Besucher hier, als Tourist, nicht mehr die Unverbindlichkeit, nicht mehr das Bewusstsein, jederzeit zurückkehren zu können in eine vertraute, bekannte Lebensform. 
Herausforderung, selbstgewählt: sich einlassen auf radikale Veränderung. Neugier und Spannung, zugleich die alten Ängste. Ich bleibe ja, der ich war. Was und wie ich geworden bin, kann ich nicht ablegen. Ich habe mich mitgenommen hierher.
Herantasten an das Andere, es erfahren, erleben, verarbeiten, täglich neu der Versuch, es zu begreifen. Die kleinen Banalitäten ebenso wie die existenziellen Unterschiede. Eine Hilfe dabei: Reflexionen, Notizen, Berichte, Beobachtungen.
Notizen (18): Disagi

Forlí, Aeroporto… Vor einem Jahr noch ein richtig schöner Platz zum Landen (auch zum Abfliegen, richtig). Sechs, acht, höchstens zehn Flüge pro Tag, Billigflieger wie Ryan oder Wind, keine Lufthansa, KLM oder American Airlines. Die zwei Gepäckbänder mehr als genug, wenn man vom Flugzeug die paar Meter über das Rollfeld zur Ankunftshalle marschiert war (völlig überflüssig: Busse), kamen auch schon die Koffer angerollt. Vier Mal bin ich hier angekommen und abgeflogen, nie gab es Stress. Die Maschinen von Ryanair, modernes Fluggerät, Boeing 737-800, perfekter Service (wenn man ihn bezahlen wollte), Takeoff pünktlich auf die Minute, Landung meist früher als vorgesehen, nie ausgebucht, kein Problem, den Wunschplatz zu kriegen; die Passagiere, tja, schwer einzuschätzen, ich vermute: Geschäftsleute dabei, Vorsaisonurlauber, schon jetzt ganz entspannt, Schnäppchenabenteurer auf Shoppingreise nach Bologna, Studenten, Leute, die schon hatten, was ich damals noch suchte: ein Haus in den Marken.
Kein Problem auch die Weiterreise, es gab einen Shuttle-Bus zum Bahnhof Forlí, kostete 80 cts. (immerhin fast so viel wie der Flug von Frankfurt-Hahn hierher, für den ich bei rechtzeitiger Buchung 99 cts. rausrücken musste…), das Bus-Ticket gab es an der Kaffebar. Oder aber ich war mit dem Auto hier, das hatte ich dann höchstens 200 Meter weit weg geparkt, am Straßenrand, an einem Feld oder vor ein paar vereinzelten Wohnhäusern dort, kostenlos natürlich und ganz legal.
Genau so locker auch die Abflüge. Vier Schalter genügten für die Abfertigungen, die jungen Frauen dahinter heiter und gelassen, nach dem Einchecken hatte man noch genug Zeit für einen Caffè und einen Croissant Crema an der Bar. Ein Mal, das war im Dezember 2003, schaute die Frau am Desk ein bisschen ungläubig die Reihe der Wartenden entlang, zu mir, nein: an mir vorbei, ich folgte ihrem Blick, drehte mich zur Seite und sah ein Gürtelschloss. Ich fuhr meinen Blick nach oben – der Kopf des Mannes dürfte in einer Höhe von etwa 2,19 m gewesen sein. Nun ja, ein Riese, kommt vor. Ich wollte mich wieder umdrehen, da trat ein zweiter Hüne neben den ersten. Und dann waren es, als ich mich ganz umdrehte, acht – eine Basketballmannschaft flog mit nach Frankfurt. Jetzt kuckte ich wie die Frau am Desk.
Heute, Mitte Juni 2004, ist alles anders am Airport Forlí. „Scusate i disagi“ verkündet ein nobles Schild in der provisorischen Ankunftshalle – „We are sorry for any inconvenience“. Es gibt knapp sechs Plastikschalensitze für alle Wartenden, in dem tristen Plattenbauten-Grau mickern zwei entschuldigende Grüngewächse vor sich hin. Die – viel zu kleine - Anzeigetafel „Arrivi – arrivals“ scrollt über zahllose Ankünfte, Flüge aus München, Wien, Prag, Amsterdam… Was ist passiert? „L’aeroporto di Forlí si sta rinovando“ – „…is being renovated“. Heißt: wird kaputtmodernisiert. 
Hässlich-funktional, vieles billig und geschmacklos, hastig zusammengeschustert. Der Fortschritt des 21. Jahrhunderts hat eine weitere Idylle erreicht und krempelt sie um. Keine Ansagen über Landungen, aus den Schwingtüren zum Transportbänderraum strömen ohne Ende Menschen – andere als früher: die Klischeefiguren für den Strand von Rimini (bei uns hieß er damals „Teutonengrill“), fettbäuchig, grellbunt, missmutig schauend; genervte Geschäftsleute mit verschwitzten Hemdkragen und verrutschten Designerkrawatten, Pauschalreisende aus Pirmasens, müde Muttis aus Mannheim und alles das auch in der holländischen oder englischen Version – kein bisschen anders, kein bisschen besser. Die Straßen draußen inzwischen mit Halteverbot belegt bis hinein in das Städtchen, dafür riesige Parkplätze (wer hier ein Feld zu verkaufen hatte, ist reich geworden), zugestellt und teuer. Das Personal gestresst, unfreundlich auch die Mädchen hinter der Kaffeebar, zu viele ebenfalls genervte Abflugkunden bilden bös zischelnde Schlangen vor der Kasse und dem Tresen.
"Disagio" heißt laut dem Kompaktwörterbuch von Pons: „Unbehagen; Unbequemlichkeit; Verlegenheit“. Alles trifft zu. Und ich mag nichts davon entschuldigen. Tut mir leid. Scusate. Sorry. Mi dispiace. I hate it.

20. Juni 2004