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DER
TRANSDEMOKRAT
Nummer 92

"Opposition ist Mist. Das sollen die anderen machen."
(George W. Müntefering)
 28. März 2004 
Ungeschützt - Unzensiert - Unzivilisiert
IMPRESSUM: 
Ersteller: 
Ekkes Frank * Hamburgerstr.2-4 * 50668 Köln * Tel. 0221-139 4801 
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Inhalt:
Editorial
Für immer dran denken wohin man zurück will
The Global Play
Von Erfolg zu Erfolg - der Westen taumelt ins verheißene Glück
Aus der Welt der Talkshows
Schröders Abschied vom SPD-Vorsitz
Die Garanten der Freiheit
FASZ-Lesefrüchte, 28.3.2004
Schnipsel
Wer jagt Bin Laden? / Gauweiler und Wimmer gegen Irakkrieg (Haltung der Union)
Persönliche Anmerkungen
Notizen (11): Die Sache mit den zwei Geschwindigkeiten 
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Editorial

"Für immer dran denken wohin man zurück will" - Eindrücke von einem Besuch

Für zehn Tage wieder in der alten Heimat. Komisches Köln (protzt gerade, lit.com-bedingt mit dem Slogan "die Stadt am Reim", iiih!). Fremdes Berlin, kalt ist es hier, auf dem Flughafen Tegel komme ich mir vor wie in einem Drittweltland - es dauert ewig bis ich mein Abflug-Gate finde, keine Hinweistafeln, nirgends. Dann endlich dort, endlose Schlangen vor den Eincheckschaltern und den Sicherheitsschleusen, erst bei den Durchsagen wird mir wieder klar, wo ich bin: die Passagiere des Fluges nach sowieso, heißt es, sollen "schleunigst zum Gate" kommen. Wahrscheinlich kriegen sie sonst Haue. Dafür werden wir zu unserem Flieger nach Köln/Bonn mit dem Bus gefahren, so dass wir die achtzehn Meter vom Ende der Treppe bis zur Maschine nicht laufen müssen. 
Und so wie das Wetter heute ist das Land: DDRgraue BRD - formlos, ausgeleiert, geflickschustert, wie die neue 501 von Levis, deren Plakate überall rumhängen mit den Kids darauf zu dem Werbeslogan "mit Anti-Form". Wann kommt der Slogan für die nächste Wahl: "Jetzt mit Anti-Sozial"? Welche Partei ihn zuerst aufgreift, kann ihn verwenden, er trifft bei allen zu. Na gut: eine Ausnahme vielleicht.
Überhaupt die Werbung: der Kleikaz Schröder muss vom Havanna-Zigarren-Paffer zum WEST-Junkie mutiert sein - "Für Männer, die Gefühle zeigen" (mehr dazu unten). Und sein Nachfolger als SPD-Chef, der Münte, wirkt wie ein Landes-Bausparkassen-
Mann mit dem Versprechen für seine Partei: "Ich gebe ihrer Zukunft ein Zuhause".
Nein, Unsinn, es ist nicht nur alles schrecklich. Es ist schön, so viele FreundInnen wieder zu sehen; es war ein gutes Gefühl, wieder einmal auf der Bühne zu stehen; es ist ein Genuss, sich in einer heizbaren Wohnung aufzuhalten und ich genieße das Ende der "Pause für eine Liebe" (TransD89): es regnet heftig, und ich schlafe im Trockenen...
Dennoch: verstärkt (nicht schwächer geworden, nicht von Zweifeln angekränkelt!) der Eindruck: das ist nicht mein Land. Nicht mehr? War es das einmal? Wann? Und woran liegt das? Hat sich vielleicht nur meine Wahrnehmung verändert? Ach nein, ich hasse nicht, was ich hier vorfinde; es ödet mich bloß an. Mein Hass, auf eine bestimmte Politik, auf bestimmte Politiker(innen) ist ver(b)raucht. Auch die Bestätigung dessen, was mich vor fünf Jahren in die Depression trieb, ruft heute keine Wut mehr hervor, nur Achselzucken. Ich lese in einer Buchbesprechung über "Die NATO-Intervention in Jugoslawien":
"Angesichts dieser Fakten stellt sich die Frage, ob die so genannte humanitäre Katastrophe nicht die gleiche Funktion zu erfüllen hatte wie die angeblichen Massenvernichtungswaffen des Irak: die Begründung eines Handlungszwangs zum militärischen Eingreifen durch eine manipulierte Dramatisierung der Gefahr. (...)
Wenige Tage vor dem Beginn des Krieges gegen Jugoslawien stellte die OSZE-Mission im Kosovo zusammenfassend fest, die Lage in der Provinz sei "angespannt, aber ruhig". Im Tagesbericht des Amtes für Nachrichtenwesen der Bundeswehr heißt es einen Tag vor Kriegsbeginn, "ethnische Säuberungen sind weiterhin nicht zu erkennen". Zur gleichen Zeit behauptete der Bundeskanzler in einem Pressegespräch, "schon jetzt sei die Brutalität der serbischen Militärs kaum zu überbieten". Die Minister Fischer und Scharping rückten die Ereignisse im Kosovo so nahe an den Holocaust."
(SZ, 22.3.04, Seite 10 - vgl. dazu auch unten Schnipsel 2)
Fischer: weiterhin der beliebteste deutsche Politiker. Scharping: wieder ein ehrenhafter politischer Mensch. Und der Kleikaz sowieso der Größte. Ja, ich habe mich damals über diese Figuren mehr aufgeregt als über Kohl, Merkel, Stoiber et tutti quanti. Weil ich von denen was anderes erwartet hatte. Mein Fehler, ich weiß.

Sorry, das klingt alles ein bisschen schwerblütig, beleidigt fast. Muss an diesem Land liegen - in Italien lebe und schreibe ich leichter, heiterer, gelassener. Ich sehne den Tag meiner Rückreise herbei und wandle - für mich - einen weiteren WEST-Slogan ab, getextet in diesem vermutlich witzig gemeinten Unfalldeutsch ("Für nie vergessen woher man kommt"). Für mich muss es heißen: "Für immer dran denken wohin ich will." Zurück. Ja: nach Hause.

Schöne Grüße bis zum nächsten Mal - von dort dann:
Der TransDemokrat

The Global Play
(früher: Außenpolitik)

Von Erfolg zu Erfolg - der Westen taumelt ins verheißene Glück

Beispiel 1: Der Irak

Wir verstehen sie überhaupt nicht, diese ständige Schmähkritik am ungewählten George W. Bush und seiner feinen Administration! Sieht man denn die Erfolge wirklich nicht - oder will man nicht sehen:
- Keine Massenvernichtungswaffen mehr im Land
- Der Diktator gestürzt - keine Verbindungen mehr zu Al Qaida
(Bitte? Moment - wir reden von heute, was vorher dort war, ist vorbei, ja!?)
- Demokratie installiert
- Die Menschen jubeln - hier der Bildbeweis:

Beispiel 2: Afghanistan

Auch hier ein Bild des Friedens:
- Weit und breit keine Massenvernichtungswaffen zu sehen
- Die Frauen Frei, Wild entschlossen, ihre Chancen zu nutzen
- Der Hindukusch von deutschen Soldaten für unsere Freiheit verteidigt
- Die Menschen jubeln - hier der Bildbeweis:

Beispiel 3: Kosovo

- Keine Massenvernichtungswaffen, nirgends!
- Schon nach fünf Jahren: keinerlei ethnischen Probleme mehr!
- Kein neues Auschwitz (Fischer hat Wort gehalten!), unter dem Schutz auch deutscher Soldaten leben alle friedlich mit- und nebeneinander
- Demokratie (Western-Style), wohin das Auge schweift
- Die Menschen jubeln, täglich - hier der Bildbeweis:

 

Beispiel 4: Naher Osten / Israel

Die Friedenspolitik der Regierung in Jerusalem, die kraftvolle Unterstützung durch die Road-Map, die salomonisch vermittelnde, beide Seiten völlig gleichgewichtig behandelnde Politik der USA (seit vielen Jahren) - all das trägt Früchte. 

Die Menschen dort wissen es zu schätzen - in Israel wie in Palästina.
(Leider haben wir im Augenblick von diesen jubelnden Menschen kein Bild)

 


 
Aus der Welt der Talkshows
(früher: Aus Bund, Ländern und Gemeinden)

Schwerer Abschied - er hatte den Job soooo geliebt!
Gerhard Schröder nicht mehr SPD-Vorsitzender, jetzt bloß noch Kleikaz

 
 
Am 22.3. schlagzeilte BILD:
DORIS - IHRE BITTEREN TRÄNEN...
 
 
 
 
 


 
 
 
 

Am 22.3. machte der EXPRESS (Köln) auf mit:

SCHRÖDERS BITTERE TRÄNEN

 
 
 
Was nur DER TRANSDEMOKRAT weiß: am Abend dieses 
wurde natürlich gefeiert 
schönen Tages (Schröder kein SPD-Vorsitzender mehr) 
- und viel gesungen, klar. Zum Beispiel:
Bill Ramsey, dessen Schlager aus den 60er Jahren:
"Wenn ich Geigen hör, muss ich weinen..."
Ekkes Frank, ein Lied aus dem November 1980:
"Und eines Tages werd ich all die Tränen weinen,
die ich zurückgelegt hab, Jahr für Jahr."
Drafi Deutscher: 
"Weine nicht, wenn der Regen fällt, damdammm, damdamm
Es gibt einen, der zu dir hält, damdammm, damdammmmm"
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Also keine Bange, liebe Deutsche - uns steht kein Tal der Tränen bevor! Im Gegenteil, im Gegenteil:

- und siehe da: die Minen hellten sich schnell wieder auf! Schon gegen 20.34 Uhr konnte unser Trans-Fotograf dieses lustige Bildchen schießen:
 

 


 
Die Garanten der Freiheit
(früher: Wirtschaft, Markt und Börse)
Eine alte Übung bewährt sich ein weiteres Mal: "Suchst du wahre Demokraten / lass zur FAZ dir raten!" Diesmal ist es die FAZ-Sonntagszeitung vom 28.3.04. Schon die Seite 1 ist voller wunderschöner Meldungen, schon die Schlagzeilen lassen das Herz höher schlagen:

Industrie: Trittin
eine Katastrophe
Emissionshandel: Wirtschaft tobt, Clement droht

Mehr Arbeit muß sein,
meint Köhler

Alle wollen abschieben
Lob für Schilys Anti-Terror-Plan. Union für Nationalgarde
Und es geht so weiter:
Im "Gastkommentar" auf S. 2 schreibt Jörg Schönbohm (genau der, jawollll!!!) über "Die dunkle Seite der Multikultur", die Ideen der Union von einem "Terroreinsatz der Bundeswehr auch im Inland" werden erläutert, weiter hinten wird der abgewählte spanische MiniPräsi bemitleidet und getröstet: "Das linke Spanien schmäht José María Aznar. Das Urteil der Geschichte steht aber noch aus." Auf der Meinungsseite (14) ein liebevolles Portrait: "Der Spaß- und Ernstvogel - Bayerns evangelischer Innenminister Günther Beckstein ist mehr als ein Sicherheitsfanatiker", und eine Seite weiter die Erkenntnis:

Der Bundespräsident ist überflüssig
Alle seine Funktionen können andere wahrnehmen. Und es ist ein Erbe des Idealismus, ihn zum Sinnstifter in schweren Zeiten zu erheben.

Damit natürlich kein Ende, auf S. 46 kriegen wir es mit der Angst zu tun:

Die Linke macht mobil. DGB und Attac marschieren gegen den Sozialabbau.

Und:
Attac-Frontfrau Plattner kämpft gegen alles Neoliberale
(Pfui Deibel, kann man da nur denken!)

Wie schön das alles! Und wie wahr! Und so denkanregend! Ist nicht auch der Bundeskanzler, sind nicht die ganzen Politiker überflüssig? Die Funktionen des früheren Parlamentes hat eh schon die Sabine-Christiansen-Talkshow übernommen, wie viel einfacher wäre es, wenn der treue Hundt Regierungschef spielte (nebenher, über die Bezüge kann man ja reden) und der Rogowski den Außenminister macht, Olaf Henkel den Wirtschaftsminister und Ackermann das Finanzressort.
Mein Gott, was würde das für einen Aufschwung geben! Deshalb der Appell vom TRANSDEMOKRAT:

Weitermachen, FAZ! Nicht locker lassen! Ihr schafft das schon, die Zeiten waren nie günstiger als jetzt!
Schnipsel 1 2
"Bin Laden - mit Eseln gejagt"
(Schlagzeile über einem Artikel in der SZ vom 26.3.04)

TransD: Wieso "mit"? Es sollte sicherlich heißen: "von".
 

"Unseriöse Kriegspolitik"
Gegen die Unterstützung des Irak-Krieges und des Balkankrieges durch die Unionsparteien verwahren sich die Bundestags-
abgeordneten Peter Gauweiler (CSU) und Willy Wimmer (CDU). Sie schreiben u.a. von "Täuschung der Weltöffentlichkeit", von der "Unwahrheit", mit der Bush und Blair gearbeitet haben, wie sich jetzt auch in entsprechenden Befragungen herausstellte. Und dann wörtlich:

"Eine vergleichbare Überprüfung der Aussagen unserer eigenen deutschen Amtsträger während des Bundeswehreinsatzes gegen Jugoslawien hat es im Deutschen Bundestag bis heute nicht gegeben. (...) Wir bitten mit Nachdruck, dass die Aussage des deutschen Verteidigungsministers, Deutschland werde 'am Hindukusch verteidigt', genauso politisch hinterfragt wird wie das immer tiefere Hineinziehen der Bundeswehr in den afghanischen Bürgerkrieg."

TransD:  Un miracolo! Es gibt doch immer noch Leute in der Union, die denken können! Wir empfehlen: rausschmeißen, aber sofort!!! 

(s.auch "Editorial"!) 

   Persönliche Anmerkungen
Nicht nur ein neues Jahr steht an: ein neuer Lebensabschnitt. Italien - ein neues, noch weithin unbekanntes Land; ein neues Zuhause, neue Nachbarn. Nicht mehr als Besucher hier, als Tourist, nicht mehr die Unverbindlichkeit, nicht mehr das Bewusstsein, jederzeit zurückkehren zu können in eine vertraute, bekannte Lebensform. 
Herausforderung, selbstgewählt: sich einlassen auf radikale Veränderung. Neugier und Spannung, zugleich die alten Ängste. Ich bleibe ja, der ich war. Was und wie ich geworden bin, kann ich nicht ablegen. Ich habe mich mitgenommen hierher.
Herantasten an das Andere, es erfahren, erleben, verarbeiten, täglich neu der Versuch, es zu begreifen. Die kleinen Banalitäten ebenso wie die existentiellen Unterschiede. Eine Hilfe dabei: Reflexionen, Notizen, Berichte, Beobachtungen.

Notizen (11): Die Sache mit den zwei Geschwindigkeiten

Da ist ja immer mal wieder die Rede oder Schreibe von den „zwei Geschwindigkeiten“ in Europa, und gemeint ist damit die durchaus zutreffende Beobachtung, dass sich tur-bokapitalistisch dahinstürmende Staaten wie Frankreich oder auch die BRD womöglich eventuell irgendwie anders entwickeln als etwa beschaulich postsozialistische Gemeinwesen wie Bulgarien, die Slowakei oder Polen. Das ist ja ziemlich banal, und spannend daran ist nur, welche Konsequenzen daraus gezogen werden, wenn überhaupt.
Schnitt.
Wir bleiben in Europa. Und ich habe heute wieder einmal eine Geschichte aus Italien zu erzählen, die ich nicht selbst leid- oder freudgeprüft erlebt, sondern gehört habe, von jener aufmerksamen TransD-Leserin K.F., die uns schon mit ihren Katzen-Rache-
Geschichten bereichert hat. Und die Geschichte ist wieder durchaus so irgendwo italienisch, dass ich sie dankend und gerne hier erzähle.
Sie spielt auf der Autostrada 14, einer normalen, zweispurigen, viel befahrenen Autobahn, die von Bologna nach u.a. Ancona führt. Hier fährt nun in seinem Mercedes durchaus höherer Typenbezeichnungszahl ein deutsches Ehepaar. Der Mann, gerade am Steuer, weiß natürlich, dass es auch in diesem Land hier ein Tempolimit gibt (alle zivilisierten Länder haben das), in Italien sind es derzeit 130 km/h, und er hält sich auch daran. Gerade hat er zum Überholen angesetzt und sieht sich dadurch veranlasst, ein bisschen schneller zu fahren, also 140 oder 145 vielleicht. Und weil er zugleich in einem sehr anregenden Gespräch mit seiner Gattin ist, kehrt er nach dem Überholvorgang nicht wie üblich sofort auf die rechte Spur zurück, sondern fährt links weiter, mit dem gleichen Tempo, also 140, 145 km/h, wie gesagt.
Bei einem routinemäßigen Blick in den Rückspiegel erschrickt der Mann: dicht hinter ihm, schon fast auf der Stoßstange klebend, eine dunkle Limousine mit bösartig rotierendem Blaulicht auf dem Dach.
„Aber wir sind doch bloß mal so zehn, fünfzehn Kilometer mehr gefahren als…“ Die Gattin erklärt dies in fließendem Italienisch, nachdem man in der nächsten Seitenbucht angehalten hat. „In Deutschland würde…“
„Wir sind hier nicht in Deutschland! Wir sind in Italien! Und jetzt reden mal nicht Sie, sondern wir!“ Freundlich ist der Ton des Carabiniere nicht zu nennen. „Das kostet 35 Euro.“
„Aber… aber… - wir sind doch nur 140…“
„Eben!“ unterbricht der Beamte böse. „Eben! Es geht nicht darum, dass Sie zu schnell gefahren sind. Sondern zu langsam. Auf der linken Spur. Und Sie haben dadurch den nachfolgenden Verkehr behindert. Uns nämlich.“
„Entschuldigung, Entschuldigung – aber gibt es denn hier nicht das Tempolimit? Also 130 km/h? Ich denke…“
„Einen Augenblick, signora! Wir sorgen hier für flüssigen, korrekten Verkehr. Wir diskutieren nicht über theoretische Fragen der Straßenverkehrsordnung!! Ja!? – Hier ist Ihr Ticket – bitte die 35 Euro!!!“
Ja, so etwas passiert schon mal in Italien. Und es ist – womit ich auf die Eingangsbemerkung zurückkomme - ein schönes Beispiel dafür, dass es das Phänomen der „zwei Geschwindigkeiten“ nicht nur europamäßig gesehen gibt, sondern sogar in einem einzigen Land.
Und dass Italien einzig ist, steht ja wohl außerhalb jeden vernünftigen Zweifels.

Anfang März 2004